# taz.de -- Kommentar Studienplatzvergabe: Kapitulation der Kultusminister | |
> Deutschland sucht händeringend nach Hochqualifizierten – aber es ist | |
> unfähig, seine Studierwilligen auf die vorhandenen Studienplätze zu | |
> verteilen. | |
"Bund, Länder und Hochschulen wollen noch in diesem Jahr Studienanfängern | |
ein Zulassungschaos ersparen." Dieser Satz wurde am Dienstag wieder | |
allenthalben geäußert. Da blieben mal wieder zehntausende Studienplätze | |
unbesetzt, weil die Kultusminister immer noch kein transparentes | |
Verteilungsverfahren entwickelt haben. Doch er war schon am 3. März 2009 zu | |
hören: da gabs nämlich das gleiche Problem wie jetzt. Mit anderen Worten: | |
Deutschland sucht händeringend nach Hochqualifizierten – aber es ist | |
unfähig, seine Studierwilligen auf die vorhandenen Studienplätze zu | |
verteilen. | |
Same procedure as every year – was an Silvester eine lustvolle | |
Wiederholungsschleife sein kann, ist bei dem einzigen Rohstoff, den wir | |
haben, völlig deplatziert. Möglichst viele Abiturienten und Akademiker | |
heranzubilden ist heute die entscheidende Kennziffer für die Modernität | |
einer Nation. Auch wenn mancher in den Feuilletons von FAZ bis Süddeutscher | |
die Zahl der Abiturienten eng begrenzen will: das 21. Jahrhundert besteht | |
man nicht mit Hauptschulabschluss, sondern am besten mit Abitur. Aber wir, | |
wir scheitern ja schon an der Verteilung der kümmerlichen 40 Prozent | |
Abiturienten, die es pro Jahrgang gibt. Was soll erst passieren, wenn die | |
erwünschten 50 bis 70 Prozent eines Jahrgangs auf die Hochschulen wollen – | |
und müssen? | |
Was folgt aus dem wiederkehrenden Chaos? Die Kultusministerkonferenz muss | |
weg. Denn sie ist nicht in der Lage, die Studienplatzvergabe zu | |
organisieren. Effektiver wäre es, jede Uni würde sich ihre Bewerber selbst | |
aussuchen. Anschließend sollte eine zentrale Meldestelle schnell über freie | |
Plätze informieren. Ansonsten brauchen die Abiturienten vor allem: | |
Beratung, Beratung, Beratung. | |
10 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Christian Füller | |
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