# taz.de -- Daimler mit Milliardenverlust: Die Krise der "automobilen Feinkost" | |
> Mit 2,6 Milliarden Euro Miesen in 2009 steht der Daimer-Konzern von allen | |
> deutschen Autobauern am schlechtesten da. Konzernchef Dieter Zetsche ist | |
> trotzdem optimistisch. | |
Bild: Automobile Feinkost? - Daimler-Chef Zetsche (li) mit SLS-Modell. | |
BERLIN taz | Auf Gefühl setzte Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der | |
jährlichen Pressekonferenz seines Konzerns. Eine "emotional begehrenswerte" | |
Premium-Marke und Technologieführer auf neuen und alten Märkten wolle man | |
sein, beschwor Zetsche die Zuhörer. Und verkündete die Fakten: 2,6 | |
Milliarden Euro minus schrieb Daimler 2009, nach einem Gewinn von 1,4 | |
Milliarden im Jahr zuvor. | |
Die dramatischen Verluste begründet der Autobauer mit der Wirtschaftskrise: | |
Um 20 Prozent brach der Umsatz 2009 ein, auf 78,9 Milliarden Euro. Die | |
Kernmarke Mercedes-Benz verkaufte 1,09 Millionen Autos statt 1,2 Millionen | |
im Vorjahr - und das trotz der Markteinführung der neuen E-Klasse, die in | |
ihrer Sparte Weltmarktführer ist. Auch wenn zusätzliche Belastungen wie der | |
Verkauf der letzten Anteile am US-Autobauer Chrysler oder der Umbau des | |
Lkw-Geschäfts in Japan und den USA herausgerechnet werden, haben die | |
Schwaben 2009 ein Minus von 1,5 Milliarden Euro gemacht. Eine Dividende | |
erhalten die Aktionäre nicht. | |
Ende 2009 beschäftigte Daimler 163.000 Mitarbeiter in Deutschland, 5.200 | |
weniger als im Jahr zuvor. Immerhin im Werk Sindelfingen sind nach einer | |
neuen Vereinbarung betriebsbedingte Kündigungen sogar bis ins Jahr 2019 | |
ausgeschlossen, allerdings mit Ausstiegsklauseln in einem erneuten | |
Krisenfall. Ohne ein radikales Sparprogramm von 5,3 Milliarden Euro wäre | |
der Verlust noch deutlich höher ausgefallen - allein 35 Prozent davon | |
erbrachten die Mitarbeiter durch Kurzarbeit oder Arbeitszeitverkürzungen. | |
"Wir kommen mit einem hohen Drehmoment aus der Krise", sagte Zetsche. Immer | |
wieder bemühte er das Bild der Beschleunigung: Es lief schlecht, jetzt | |
greifen wir mit Vollgas an. Es gehe wieder aufwärts: Schließlich habe der | |
Daimler-Konzern im letzte Quartal 2009 wieder ein Plus von 0,6 Milliarden | |
Euro erwirtschaftet. Im nächsten Jahr soll der Gewinn, sollte es keine | |
Sonderbelastungen geben, wieder 2,3 Milliarden Euro betragen. Allerdings | |
kamen die anderen deutschen Premium-Marken BMW und Audi deutlich besser | |
durch die Krise als die Stuttgarter. Doch der Konzern scheint Zetsche eine | |
Aufholjagd zuzutrauen. Erst in dieser Woche ist sein Vertrag bis 2013 | |
verlängert worden. | |
Seine Strategie ist altbekannt: "Mercedes ist automobile Feinkost", sagte | |
Zetsche, also eine klare Konzentration auf den Nimbus "Daimler". Und, | |
zwangsläufig, auf effizientere Motoren: Bis 2015 darf die Daimler-Flotte | |
laut Vorgaben der Europäischen Union im Schnitt nur noch 135 Gramm CO2 pro | |
Kilometer ausstoßen. Momentan sind es noch 160 Gramm. Dementsprechend | |
schwärmte Zetsche, man wolle in der "Formel grün" Weltmeister werden. Mit | |
der S-400-Hybrid-Limousine hat Daimler immerhin ein Modell mit teilweise | |
elektrischem Antrieb auf dem Markt. Smarts mit reinem Elektroantrieb und | |
die B-Klasse mit Brennstoffzelle werden bereits in Kleinserie produziert, | |
in diesem Jahr folgen 500-A-Klasse mit reinem Elektroantrieb. | |
Dass sich die Automobilbranche langfristig komplett auf alternative | |
Antriebe umstellen muss, ist eine im Autoland Baden-Württemberg bei | |
Politikern und Autobauern gern bemühte Floskel. Noch ist die | |
Zulieferindustrie komplett auf den Bau von Verbrennungsmotoren eingestellt | |
- Betriebe, die sich auf die Serienfertigung etwa von Batterien für | |
Elektromobile vorbereiten, sucht man hier vergebens. | |
19 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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