# taz.de -- Indirekte Nahost-Verhandlungen gefordert: USA wollen Erfolge sehen | |
> Der US-Sondergesandte Mitchell und Vizepräsident Biden machen Druck: Die | |
> USA wollen indirekte Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern | |
> erreichen. | |
Bild: Joe Biden, hier bei einem Treffen mit Gewerkschaftlern. | |
JERUSALEM taz | Der Nahost-Friedensprozess scheint aus seinem über ein Jahr | |
andauernden Koma zu erwachen. Der US-Sondergesandte für die Region, George | |
Mitchell, und US-Vizepräsident Joe Biden wollen Israel und die | |
Palästinenser jetzt auf den diplomatischen Pfad zurückführen. | |
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Rückendeckung der Arabischen | |
Liga. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu würde direkte | |
Verhandlungen vorziehen, besteht jedoch nicht darauf. Überschattet werden | |
die diplomatischen Anstrengungen von neuen Protesten in Jerusalem und | |
Hebron gegen die Entscheidung, zwei für beide Religionen heilige | |
Grabstätten zum nationalen israelischen Kulturerbe zu erklären. | |
"Ich bin immer davon ausgegangen, dass man zwei für einen Tango braucht", | |
sagte Netanjahu diese Woche vor den Ministern. "Möglich ist, dass in diesem | |
Fall drei nötig sind." Mitchell, der am Samstagabend in Israel erwartet | |
wird, strebt eine Einigung bis spätestens Montag vor der Ankunft Bidens an. | |
Für Israel wird der Berater Netanjahus, Yizhak Molcho, die Verhandlungen | |
leiten, für die Palästinenser ist der langjährige Friedensunterhändler Saeb | |
Erekat im Einsatz. | |
Bislang bestand Abbas auf der sofortigen und vollständigen Einstellung des | |
Bauens in israelischen Siedlungen. Das war anfangs auch die Position von | |
US-Präsident Barack Obama, auf dessen Druck Netanjahu Ende 2009 einen | |
zehnmonatigen Baustopp verkündete, wobei er Ostjerusalem außen vor ließ. | |
Abbas genügte das nicht. Dass er nun doch zu indirekten Verhandlungen | |
bereit ist, ist auf starken Druck aus dem Weißen Haus und die Entscheidung | |
der Arabischen Liga (AL) zurückzuführen, die am Mittwoch die US-Initiative | |
befürwortete. | |
Auf der Agenda steht der künftige Grenzverlauf, wobei die Verhandlungen | |
nicht dort wiederaufgenommen werden, wo sie vor 15 Monaten endeten, wie es | |
die Palästinenser zunächst forderten. Der damalige Regierungschef Ehud | |
Olmert hatte den Abzug aus 94 Prozent des Westjordanlands angeboten. | |
Netanjahu drängt zunächst auf Regelungen im Sicherheitsbereich. Um neue | |
Spannungen zu verhindern, muss eine Einigung über den Grenzverlauf gefunden | |
werden, bevor Netanjahus Moratorium endet. Anschließend könnte der Bau in | |
den Siedlungen wieder aufgenommen werden, die im Rahmen der Endstatuslösung | |
unter Israels Souveränität fallen. | |
Unter den Palästinensern ist die Wiederaufnahme des Friedensprozesses | |
umstritten. Expremierminister Ismail Hanijeh, Hamas-Chef im Gazastreifen, | |
appellierte an die AL, die Entscheidung für eine Verhandlungsrunde von | |
zunächst vier Monaten zu überdenken. Auch aus der eigenen Fatah deutet sich | |
Gegenwind für Abbas an. Mohammed Dahlan, Sprecher des Fatah-Zentralrats, | |
sieht keinen Sinn in Verhandlungen. "Wenn die Anstrengungen der USA ein | |
Versuch sind, Zeit zu gewinnen, ohne zu Ergebnissen zu kommen, dann passt | |
das gut in Netanjahus Konzept", sagte Dahlan der palästinensischen | |
Nachrichtenagentur "Maan". | |
5 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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