# taz.de -- Gaddafis Geiseln: Mehr als 50 Ausländer festgehalten | |
> Gaddafis Racheaktion für die Festnahme seines Sohns in der Schweiz war | |
> umfangreicher als bislang bekannt. Er hinderte mindestens 50 Ausländer an | |
> der Ausreise. | |
Bild: Sein Sohn wurde wegen schwerer Körperverletzung in einem Genfer Hotel im… | |
GENF taz | Die völkerrechtswidrigen Rachemaßnahmen von Libyens Diktator | |
Muammar al-Gaddafi als Reaktion auf die kurzzeitige Festnahme seines Sohnes | |
Hannibal wegen schwerer Körperverletzung in einem Genfer Luxushotel im Juli | |
2008 waren weit umfangreicher als bislang bekannt. Gaddafi nahm damals | |
nicht nur die zwei Schweizer Ingenieure Max Göldi und Rachid Hamdani in | |
Geiselhaft, deren Schicksal seitdem immer wieder Schlagzeilen gemacht hat. | |
Darüber hinaus wurden mindestens 50 weitere Staatsbürger aus anderen | |
Ländern, die zu dieser Zeit in Libyen für eidgenössische Unternehmen tätig | |
waren, festgenommen, zum Teil monatelang inhaftiert und an der Ausreise | |
gehindert. | |
Entsprechende Informationen der beiden Menschenrechtsorganisationen Amnesty | |
International und Human Rights Watch sowie des Westschweizer Fernsehen | |
wurden am Wochenende von der Regierung in Bern bestätigt. Die mindestens 50 | |
betroffenen Mitarbeiter von Schweizer Unternehmen lebten bereits seit | |
mehreren Jahren in Libyen. Sie stammen unter anderem aus Indonesien, den | |
Philippinen und verschiedenen europäischen Ländern. Das libysche Regime | |
nahm ihnen die Pässe ab und verweigerte die Ausreise. Ein Teil der | |
Betroffenen wurde unter Hausarrest gesetzt oder gar eingekerkert. Darunter | |
ein Ingenieur aus Bulgarien, der nach Informationen von Sofias Botschaft in | |
Tripolis im Juli 2008 für drei Monate in einem Gefängnis in Tripolis | |
inhaftiert wurde und erst vor ein paar Wochen in seine Heimat ausreisen | |
durfte. | |
Die Festnahmen wurden bisher nicht öffentlich bekannt, da die betroffenen | |
Unternehmen aus Rücksicht auf die beiden Schweizer Geiseln Göldi und | |
Hamdani sowie ihre eigenen Geschäftsinteressen in Libyen Stillschweigen | |
beschlossen hatten. Auch die jeweils betroffenen Länder hatten kein | |
Interesse daran, die Festnahmen publik zu machen. Sie wollten offenbar die | |
Beziehungen mit Tripolis nicht belasten. | |
Sämtliche Auskunftsersuchen von Amnesty International bei den Firmen sowie | |
bei den Regierungen der Schweiz, Libyens und den Herkunftsländern der | |
betroffenen Personen blieben unbeantwortet. Inzwischen sind bis auf den | |
nach wie vor in einem Gefängnis in Tripolis inhaftierten Schweizer Göldi | |
alle betroffenen Personen wieder auf freiem Fuß und konnten Libyen | |
verlassen. | |
14 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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