# taz.de -- Siedlungen in Ostjerusalem: Israel will weiterbauen | |
> Der israelische Regierungschef wird bei seinem USA-Besuch auch Präsident | |
> Obama treffen. UN-Generalsekretär Ban ruft zum Ende der Blockade des | |
> Gazastreifens auf. | |
Bild: "In Jerusalem zu bauen ist, wie in Tel Aviv zu bauen", sagt Israels Regie… | |
JERUSALEM tazIsraels Regierungschef Benjamin Netanjahu lässt sich von der | |
scharfen internationalen Kritik nicht beirren. "In Jerusalem zu bauen ist, | |
wie in Tel Aviv zu bauen", erklärte er am Sonntag zu Beginn der | |
Regierungssitzung in Jerusalem, wenige Stunden vor seinem Reiseantritt in | |
die USA. Ungeachtet der aktuellen Missstimmung zwischen Jerusalem und | |
Washington will er dort auch mit US-Präsident Barack Obama zusammentreffen. | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der gestern UN-Projekte im Gazastreifen | |
besichtigte, forderte das Ende der Blockade, die zu "unakzeptablem Leid | |
führt". Bei zwei Zwischenfällen im Westjordanland kamen am Wochenende vier | |
junge Palästinenser zu Tode. Offenbar aufgrund eines Missverständnisses | |
schossen israelische Soldaten gestern früh in der Nähe der Stadt Nablus auf | |
zwei palästinensische Bauern und töteten beide. Nach Informationen der | |
Armee hätten die jungen Männer die Soldaten, die sich auf einer | |
Routinepatrouille befanden, angreifen wollen. Die beiden Palästinenser | |
trugen landwirtschaftliche Geräte und Unkrautbekämpfungsmittel bei sich. | |
Bereits am Samstag waren zwei Minderjährige bei Protestveranstaltungen | |
südlich von Nablus erschossen worden. | |
Seit gut einer Woche liefern sich Demonstranten und Sicherheitsbeamte | |
Gefechte, weil Israel den Bau von 1.600 Wohnungen für orthodoxe Juden in | |
Ostjerusalem bekannt gab und wenig später eine restaurierte Synagoge in der | |
Altstadt einweihte. Das Bauvorhaben stieß auf ungewohnt scharfe Kritik des | |
Nahost-Quartetts, das aus den USA, der UNO, der EU und Russland besteht. | |
"Seit 42 Jahren ist die Politik in Jerusalem unverändert geblieben", | |
rechtfertigte sich Netanjahu. Nach bereits dementierten Berichten der | |
liberalen Haaretz wollte der israelische Regierungschef den Bauplan für die | |
umstrittenen 1.600 Wohnungen bis zum Ende seines Moratoriums im August auf | |
Eis legen. Fest steht, dass Netanjahu Angebote machen muss, wenn er sich | |
mit der US-Regierung versöhnen will. Als vertrauensbildende Maßnahme ist | |
die Entlassung mehrerer hundert palästinensischer Häftlinge im Gespräch. | |
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der Anfang der Woche erneut mit dem | |
US-Gesandten George Mitchell zusammentreffen will, genießt mit seiner | |
Forderung nach einen Baustopp in allen Siedlungen ungewohnt deutliche | |
internationale Rückendeckung. Ban Ki Moon lehnt die israelische | |
Unterscheidung von Ostjerusalem und Westjordanland ab. Beides sei besetztes | |
Land, meinte der UN-Generalsekretär im Verlauf seines Besuchs in Ramallah, | |
wo "der Bau von Siedlungen illegal ist und deshalb gestoppt werden muss". | |
21 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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