# taz.de -- Interview mit Gleichstellungsbeauftragter: "Frauen gelten als Zuver… | |
> Am "Equal Pay Day" kriegen Frauen in vielen Geschäften 23 Prozent Rabatt. | |
> So viel verdienen sie weniger als Männer, erklärt die Neuköllner | |
> Gleichstellungsbeauftragte. | |
taz: Frau Edler, verdienen Sie genauso viel, wie ein Mann an Ihrer Stelle | |
verdienen würde? | |
Sylvia Edler: Da die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Berlin zum | |
öffentlichen Dienst gehören, verdienen Frauen und Männer gleich. Allgemein | |
sind aber Frauen in besser bezahlten Führungspositionen unterrepräsentiert. | |
Wie groß sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in Berlin? | |
Im Bundesdurchschnitt verdienen Männer 23 Prozent mehr als Frauen. Für | |
Berlin beträgt der durchschnittliche Lohnunterschied sogar 25 Prozent. | |
Männer werden immer noch als Hauptverdiener angesehen, während Frauen nach | |
wie vor als Zuverdienerin gelten. Frauen arbeiten häufiger in Berufen mit | |
geringem Lohn und seltener in Führungspositionen. Sie haben mehr | |
Berufsunterbrechungen, arbeiten häufiger in Teilzeit. | |
Die 23 Prozent Lohnunterschied sind jetzt in Berlin Thema einer Kampagne. | |
In diesem Jahr findet der Equal Pay Day zum dritten Mal in Deutschland | |
statt. Bundesweit wird mit Informationsständen, Diskussionsrunden und | |
Filmvorführungen auf den Lohnunterschied hingewiesen. In Berlin rufen die | |
OrganisatorInnen Unternehmen auf, Frauen heute auf ausgewählte Produkte und | |
Dienstleistungen 23 Prozent Rabatt zu geben. Es haben sich über 160 | |
Unternehmen für die Aktion gemeldet. In Neukölln beteiligen sich zum | |
Beispiel das Hotel Estrel, Fix Foto, der Heimathafen Neukölln und viele | |
mehr. | |
Was ist Ihr Beitrag zum Equal Pay Day? | |
Das Neuköllner Integrationsprojekt "7 auf einen Streich" hat zusammen mit | |
verschiedenen arabisch-türkischen Projekten rote Taschen hergestellt, die | |
auf die roten Zahlen in den Geldbeuteln der Frauen hinweisen sollen. Wir | |
haben rund 350 Taschen gestrickt, gehäkelt und genäht. Am 23. März haben | |
wir sie in den Neukölln Arcaden kostenlos an Frauen verteilt. Heute sollen | |
die Frauen mit den Taschen zur Arbeit oder einkaufen gehen, damit der | |
Lohnunterschied symbolisch sichtbar wird. | |
Sie fordern, ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft | |
einzuführen. Wie soll das genau aussehen? | |
Frauenförderung müsste strukturell und gesetzlich verankert werden, zum | |
Beispiel sollten auch Vorstandsposten paritätisch besetzt werden. Die | |
Telekom ist mit ihrem Beschluss, bis zum Jahr 2015 30 Prozent der | |
Topmanagerstellen mit Frauen zu besetzen, auf dem richtigen Weg. | |
Was tun Sie gegen die Lohndiskriminierung von Frauen? | |
Wir bieten Fortbildungen und Trainingsworkshops an, die den Frauen helfen | |
sollen, in Gehaltsverhandlungen selbstbewusster aufzutreten. | |
Wo kann sich eine Frau im Fall einer Diskriminierung in Ihrem Bezirk | |
hinwenden? | |
In Neukölln haben wir einen Wegweiser mit Kontaktadressen für die | |
unterschiedlichen Fälle von Diskriminierung herausgegeben. | |
25 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Zoé Sona | |
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