# taz.de -- Neue Nuklearstrategie der USA: Obama fährt Abschreckung runter | |
> Die USA wollen keine Atomwaffen gegen Nicht-Atommächte einsetzen, die den | |
> Sperrvertrag unterzeichnet haben. Auf einen Abzug der Sprengköpfe aus | |
> Europa will sich Obama aber nicht festlegen. | |
Bild: Daumen runter für die atomare Bedrohung: Obama am 1. April im Portland E… | |
WASHINGTON dpa | Präsident Barack Obama ändert die militärische | |
Nuklearstrategie der USA: Ein Ersteinsatz von Atomwaffen soll künftig nur | |
noch unter eingeschränkten Bedingungen infrage kommen. Damit soll die von | |
Obama angestrebte atomwaffenfreie Welt ein Stück näher rücken. Der | |
Präsident erläuterte seine Pläne am Montag in einem Interview der New York | |
Times - am Vorabend der mit Spannung erwarteten offiziellen Vorstellung | |
seiner neuen Nuklearstrategie. | |
Darin legt sich Obama aber nicht auf einen Abzug der rund 200 taktischen | |
Atomwaffen aus Europa fest, wie US-Medien hochrangige Regierungsbeamte | |
zitierten. Das würde bedeuten, dass auch Deutschland zumindest vorerst | |
nicht atomwaffenfrei wird: Hier lagern schätzungsweise noch bis zu 20 | |
Atomsprengköpfe vom Typ B-61. | |
Nach Angaben der New York Times wollen sich die USA nunmehr erstmals dazu | |
verpflichten, keine Atomwaffen gegen Nicht-Atommächte einzusetzen, die sich | |
an den Vertrag zur Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen halten - auch | |
dann, wenn sie die USA mit biologischen oder chemischen Waffen angreifen. | |
Solche Bedrohungen, so zitierte die Zeitung Obama, könnte mit einer Reihe | |
anderer Optionen begegnet werden, einer Kombination aus alten und neuen | |
konventionellen Waffen. Als Ausnahmen nannte der US-Präsident demnach aber | |
"Außenseiter" wie den Iran oder Nordkorea, die den Vertrag entweder | |
verletzt oder dagegen verstoßen hätten. | |
Wie Regierungsbeamte ergänzend erläuterten, wird den Atomwaffen in dem | |
Strategie-Papier nunmehr eine "wesentliche Rolle" bei der Abschreckung von | |
atomaren Angriffen oder bei der Antwort darauf eingeräumt. Die USA bewegten | |
sich damit in Richtung einer Strategie, in der Atomwaffen künftig nur noch | |
"ausschließlich" im Fall eines nuklearen Angriffs eingesetzt würden. | |
Obama deutete in dem Zeitungsinterview weiter an, dass er nach der | |
Unterzeichnung des neuen START-Vertrags mit Russland zur Verringerung | |
strategischer Atomwaffen am 8. April auch möglichst bald mit Moskau über | |
eine Reduzierung von Waffen kürzerer Reichweite sprechen will. Dazu gehören | |
die taktischen Atomwaffen in Europa. | |
Die Bundesregierung will die B-61-Sprengköpfe als Relikte des Kalten | |
Krieges loswerden, so wurde es auf Drängen der FDP auch im | |
Koalitionsvertrag festgeschrieben. Nach Angaben von verschiedenen US-Medien | |
will Obama aber über die Frage der taktischen Atomwaffen erst mit den | |
NATO-Verbündeten sprechen und dann mit Russland verhandeln, hieß es unter | |
Berufung auf Regierungsbeamte. | |
Der US-Präsident hatte vor einem Jahr in Prag seine Vision von einer | |
atomwaffenfreien Welt dargelegt. Die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen | |
dieses Ziels. Nach der Veröffentlichung seiner Nuklearstrategie wird Obama | |
zur Unterzeichnung des START-Vertrages in die tschechische Hauptstadt | |
zurückkehren. Für den 12. und 13. April hat er dann Staats-und | |
Regierungschefs aus über 40 Staaten zu einem Nuklear-Gipfel nach Washington | |
eingeladen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will kommen. Im Mittelpunkt | |
des Gipfels steht die Frage, wie verhindert werden kann, dass Atomwaffen | |
oder spaltbares Material in die Hände von Terroristen fallen. | |
6 Apr 2010 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |