# taz.de -- Gesundheitsminister plant Quote: Studienplatz für zukünftige Land… | |
> Gesundheitsminister Rösler will Studenten, die Landarzt werden wollen, | |
> bevorzugt zum Studium zulassen. Diese Quote wäre ein Novum. Aber sie ist | |
> schwer zu realisieren. | |
Bild: Viele ältere Mediziner auf dem Land finden keinen Berufs-Nachfolger. | |
BERLIN taz | Mit seiner Forderung nach einer Landarztquote bei der | |
Zulassung zum Medizinstudium schlägt Philipp Rösler (FDP) ein | |
Qualifizierungskriterium vor, das es bislang im Hochschulzulassungsrecht | |
nicht gibt: das nationale Interesse. Rösler will Studienanwärter | |
bevorzugen, die sich verpflichten, nach ihrem Medizinstudium auf dem Land | |
zu arbeiten. Für sie schlägt er eine feste "Landarztquote" im | |
Medizinstudium vor. Dabei gibt es zwei Probleme. | |
Erstens: Er kann es nicht in die Tat umsetzen. Um den Vorschlag zu | |
realisieren, müssten die Bundesländer ihre Hochschulzugangsregelungen | |
ändern. Darum kann Gesundheitsminister Rösler bestenfalls bitten. Zwar habe | |
er seinen Vorschlag nach eigener Aussage schon mit einigen | |
Gesundheitsministern in den Ländern abgestimmt. Zuständig sind aber die | |
Kultusminister. | |
Zweitens wäre der Vorschlag des Ministers ein Novum im deutschen | |
Zulassungsrecht. Rösler fordert von den Ländern, bei der | |
Studienplatzvergabe neben Noten auch soziale Kompetenzen, Berufserfahrung | |
und die Bereitschaft, auf dem Land zu arbeiten, zu berücksichtigen. | |
Pflegeerfahrung könnte etwa stärker gewichtet werden. Vor allem aber will | |
Rösler mit dem Vorschlag den Ärztemangel auf dem Land beheben. | |
Da für zusätzliche Studienplätze und die faktische Abschaffung des Numerus | |
clausus das Geld fehlt, ginge dies nur auf zwei Wegen: Schon heute können | |
die Länder für einen Großteil der Medizinstudienplätze neben Noten auch | |
andere Kriterien für die Studienplatzvergabe heranziehen. Diese Kriterien | |
könnten erweitert werden. Dazu bedürfte es spezifischer Regelungen in den | |
einzelnen Bundesländern. Doch diese weiche Regelung wäre kompliziert und | |
kaum steuerbar. | |
Röslers Vorschlag geht darüber hinaus und hat planwirtschaftlichen | |
Charakter: Er plädiert für eine sogenannte Vorabquote für Landärzte. Das | |
bedeutet konkret, dass ein eigener "Pool" an Studienplätzen fest für | |
spätere "Landärzte" reserviert bleibt und nach gesonderten Regelungen | |
vergeben werden könnte. Auch hier hätte der Gesundheitsminister kein | |
Mitspracherecht. | |
Die Quote müsste von den Bundesländern übereinstimmend verabredet werden. | |
Bislang gibt es eine solche Regelung im deutschen Zulassungsrecht nur für | |
eine Institution: die Bundeswehr. Für sie werden bislang knapp 2 Prozent | |
aller Medizin-Studienplätze reserviert. Die Bundeswehr darf diese komplett | |
nach eigenen Kriterien vergeben. Anwärter müssen sich für 17 Jahre | |
verpflichten und haben dafür auch mit schlechteren Abiturnoten Chancen auf | |
das Studium. Mit Röslers Vorschlag würde das Prinzip dieser militärischen | |
Sonderquote auf anderen gesellschaftlichen Bedarf ausgeweitet. | |
6 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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