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# taz.de -- Kommentar Kirgisien: Der Sultan stürzt
> Der Frust gegen die autoritäre Regierung hat sich aufgestaut. Es gelnag
> auch nicht, den Lebensstandard von 2005 zu erhalten. Viele Kirgisen
> müssen in Russland arbeiten gehen.
Fünf Jahre nach der Tulpenrevolution in Kirgisien, die den damaligen
Premier Kurmanbek Bakijew ins Präsidentenamt hievte, droht die Lage in der
zentralasiatischen Republik nun wieder zu eskalieren. Diesmal steht der
Tulpenrevolutionär selbst am Pranger. Und wieder geht es um Korruption,
Vetternwirtschaft und die Unfähigkeit der Mächtigen, dem Land eine
Perspektive zu öffnen.
Im Unterschied zu Askar Akajew, der nach einigen Tagen ins Moskauer Exil
ging und damit ein Blutvergießen verhinderte, scheint die jetzige Clique
keine Skrupel zu kennen. Sie hält mit Zehen und Klauen an der Macht fest
und nimmt kaltblütig auch Opfer in Kauf. Ähnlich skrupellos geben sich auch
die zum Teil bewaffneten Massen auf den Straßen der Hauptstadt. Blut ist
schon geflossen und es wird nicht das letzte sein.
Die Frustration in der bettelarmen Republik hat sich seit Jahren
aufgestaut. Das Regime des Tulpenrevolutionärs hat nicht nur die gleichen
Fehler wie sein Vorgänger begangen, er hat es überdies nicht verstanden,
den bescheidenen Lebensstandard von vor der Revolution 2005 zu erhalten.
Immer mehr Kirgisen sehen sich gezwungen, auf der Suche nach Arbeit nach
Russland zu emigrieren.
Im Vergleich zu anderen autokratisch gelenkten Staaten der Region verfügt
Kirgisien über eine lebendige, wenn auch schlecht organisierte
Zivilgesellschaft. Das Regime hielt sich nur durch Wahlbetrug 2009 an der
Macht. Den Widerstand konnte Bakijew indes nicht brechen. Ebenso wenig wird
es der Opposition gelingen, aus dem Teufelskreis von Aufstand und
Enttäuschung auszubrechen. Damit droht wieder einmal, dass sich eine der
bunten Revolutionen im postsowjetischen Raum im Nachhinein als eine banale
Palastrevolte entpuppt.
7 Apr 2010
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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