# taz.de -- Mehr illegale Buch-Downloads: iPad beflügelt E-Book-Piraterie | |
> Dank neuer Reader wie dem iPad interessieren sich immer mehr User für | |
> geklauten Lesestoff: Mittlerweile soll etwa die Hälfte der | |
> Amazon-Finanz-Bestseller illegal online sein. | |
Bild: Schon irgendwo illegal im Netz? Bücher auf Leipziger Buchmesse. | |
Elektronische Bücher waren bis vor kurzem relativ witzlos: Lud man sie sich | |
gegen Bezahlung aus dem Internet auf Laptop oder Desktop-PC herunter, | |
musste man sie dort auch lesen - was angesichts der dort verwendeten | |
Bildschirmtechnik dem stundenlangen Starren in eine Leuchtstoffröhre | |
gleichkam. Erst dezidierte Lesegeräte, wie sie in den letzten zwei Jahren | |
in zunehmender Stückzahl in mehr oder minder bedienfreundlichen Varianten | |
auf den Markt kommen, machen E-Books wirklich sinnvoll nutzbar. Zuletzt | |
sorgte Apples iPad - eine Art elektronische Schiefertafel - mit seiner | |
"iBooks"-Bibliothek für Wirbel auf dem Buchmarkt. | |
Das Aufkommen vernünftiger Reader-Hardware sorgt nun aber auch dafür, dass | |
Raubkopien, im E-Book-Markt bislang vor allem von Toptiteln wie "Harry | |
Potter" bekannt, ins Netz schwappen. Das Fachportal "TorrentFreak", das | |
über die Dateitauschszene berichtet, meldete am Wochenende, dass das | |
Erscheinen des iPad bereits erste Auswirkungen auf die illegale Kopiererei | |
zu haben scheint. Immerhin 500.000 Geräte konnte Apple beim Verkaufsstart | |
in den USA davon absetzen. Zwar konnte "TorrentFreak" keines der 10 aktuell | |
meistverkauften E-Books beim Online-Shopping-Riesen Amazon im Netz finden - | |
weder im populären Tauschnetz BitTorrent (BT) noch anderswo. In der | |
Print-Kategorie "Business", in der Amazon seine Finanztitel listet, sah das | |
allerdings erstaunlicherweise ganz anders aus: Von dieser weniger | |
schnelllebigen Top 10 fand sich mehr als die Hälfte aller gedruckten | |
Bestseller in geklauter Version elektronisch im Netz. | |
Mehr noch, auch das Herunterladen illegaler E-Books selbst stieg nach | |
Erscheinen des iPad an - laut "TorrentFreak" im Schnitt um 78 Prozent. Alle | |
sechs Amazon-Finanztitel aus der Top 10, die als Raubkopie verfügbar waren | |
erlebten einen Download-Boost. "Getting Things Done", ein Klassiker der | |
Selbstorganisation, wurde 57 Prozent öfter heruntergeladen. Bei | |
"Freakonomics" waren es 104 Prozent. "How We Decide" erlebte einen Anstieg | |
um 140 Prozent. Die Stückzahlen beginnen zudem, beachtlich zu werden: So | |
wurde "Getting Things Done" im Schnitt 435 Mal pro Tag illegal aus dem Netz | |
gesaugt. | |
Die kopierten E-Books liegen dabei zumeist im offenen PDF-Format vor und | |
können so auf dem iPad und anderen Geräten mit zahllosen Programmen gelesen | |
werden. Aber auch EPUB, der aktuelle Standard bei E-Books, wird von Piraten | |
genutzt - in diesem Fall natürlich ohne den von vielen Usern [1][verhassten | |
Kopierschutz]. Letzterer sorgt bei legal erworbenen elektronischen Büchern | |
dafür, dass man beispielsweise ein auf dem iPad erworbenes digitales Werk | |
nicht auf Amazons Kindle-Lesegerät oder den Sony Reader übertragen kann. | |
Das bedeutet, dass die Verwendung der Raubkopie nicht nur umsonst ist, | |
sondern den Kunden auch mehr Komfort bietet - sie können das geklaute Werk | |
auf jedem Gerät nutzen, das ihnen zusagt. In der Musikbranche hat man | |
dieses Problem seit längerem erkannt: Die meiste digitale Musik, die heute | |
über die virtuelle Ladentheke geht, ist kopierschutzfrei. Zumindest das | |
Argument des Komforts wird den Piraten so entzogen. | |
12 Apr 2010 | |
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## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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