# taz.de -- Plage für Allergiker: Die Birke kitzelt in der Nase | |
> Die Pollenflugsaison ist eröffnet. Die Birkenblüte treibt Allergikern | |
> Tränen in die Augen. Die Belastung ist bisher nicht überdurchschnittlich. | |
> Expertin rät zur Landpartie. | |
In so manch frostiger Stunde des vergangenen Winters wurde er herbeigesehnt | |
- der Frühling. Nun ist er da und quält die Allergiker. Verquollene Augen | |
und eine laufende Nase sind für viele Berliner in diesen Tagen ständige | |
Begleiter, denn Frühlingszeit ist auch Pollenzeit. | |
Schon am vergangenen Mittwoch startete die Birkenblüte, vier Tage vor dem | |
statistisch errechneten Beginn. "Wir ermitteln den Anfangstag aus dem | |
Mittel der Temperaturen im Februar und März", erläutert Sandra Kannabei vom | |
[1][Institut für Meteorologie der Freien Universität] (FU). Der Winter sei | |
insgesamt zwar sehr kalt gewesen, entscheidend für den Zeitpunkt des | |
Beginns der Birkenblüte waren aber letztlich die warmen Tage Ende März. | |
Die Witterung der nächsten Tage wird auch über die Dauer der Blüte | |
entscheiden. Eine Hochdruckwetterlage mit Temperaturen über 15 Grad wäre | |
beschleunigend. Die Anzahl der Pollen in der Luft steigt, und damit | |
verstärken sich auch die Beschwerden der Allergiker. Zu deren Glück soll es | |
jedoch eher kühl bleiben. Dadurch wird es eine relativ niedrige | |
Pollenkonzentration geben. Die Blüte dauert aber entsprechend länger. | |
Auch wenn Allergiker Birken meiden, sind sie nicht vor den Pollen gefeit. | |
Der Wind kann die Pollen über 600 Kilometer tragen. "In ungefähr zwei | |
Wochen wird die Hochzeit der Birkenblüte sein", erklärt die Meteorologin | |
Kannabei. Danach sei es mit der Birke aber auch schon wieder vorbei. | |
Ungewöhnlich starker Pollenflug sei nicht zu erwarten. | |
Doch nicht nur die Birke, auch andere Pflanzen rufen allergische Reaktionen | |
hervor. Im Mai blühen Gräser, Ende Juli Beifuß und kurz darauf die | |
Ambrosia. Diese kann sogar bis in den Oktober hinein Beschwerden | |
hervorrufen. "Die Allergene der Ambrosia wirken besonders reizend", so | |
Kannabei. Schon eine sehr geringe Pollenkonzentration in der Luft löse | |
starke allergische Reaktionen aus. | |
Ursprünglich vorwiegend in Nordamerika beheimatet, breitet sich die | |
Ambrosia begünstigt durch die Erderwärmung auch in Europa zunehmend aus. Um | |
eine weitere Vermehrung im Berliner Raum zu verhindern, riefen das | |
meteorologische Institut der FU und der Senat im vergangenen Sommer die | |
Berliner zu einem Aktionstag auf. Ein Drittel des Stadtgebietes wurde nach | |
der Ambrosia durchsucht. Über 700 Standorte der Pflanze konnten ausfindig | |
gemacht und überwiegend bereinigt werden. Die Aktion soll dieses Jahr | |
wiederholt werden, um die Ambrosia auch aus anderen Teilen der Stadt zu | |
vertreiben. | |
Allergien gehören inzwischen zu den häufigsten Erkrankungen. "Ungefähr ein | |
Viertel der Bevölkerung ist betroffen", sagt Margitta Worm, Professorin am | |
Allergie-Centrum der Charité (siehe Interview). Vor allem in den letzten | |
Jahrzehnten sei eine Zunahme zu verzeichnen. Dafür gibt es verschiedenste | |
Erklärungen, in Fachkreisen wird derzeit die Hygienehypothese favorisiert. | |
Sie besagt, dass sich das Immunsystem aufgrund einer geringeren Belastung | |
mit bakteriellen Bestandteilen langweile und daher häufiger Allergien | |
entstehen lasse. Worm hat daher einen Tipp für Städter: öfter mal raus aufs | |
Land. "Das Leben auf dem Bauernhof gilt aufgrund der vermehrten | |
mikrobiellen Belastung als schützend." | |
13 Apr 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.geo.fu-berlin.de/met/media/bilder/pollen/bildarchiv/Pollenflugka… | |
## AUTOREN | |
Mareike Müller | |
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