# taz.de -- Kommentar Alternativer Klimagipfel: Weltrettung von unten | |
> Vier Monate nach Kopenhagen ist es still um den Klimaschutz geworden. Nur | |
> einer traut sich: Boliviens Präsident Evo Morales hat zu einer | |
> alternativen Weltklimakonferenz geladen. Mit Aussicht auf Erfolg. | |
Vier Monate nach der weltpolitischen Großpleite von Kopenhagen ist es still | |
geworden um den Klimaschutz. Vom "wichtigsten Treffen der Nachkriegszeit" | |
war dort die Rede, und so gut wie alle führenden Regierungschefs beschworen | |
eine unbedingte Einigung zur Rettung des Planeten. Nun aber scheint sich | |
kaum einer mehr so weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. Zu groß ist die | |
Gefahr, ein weiteres Mal kläglich zu scheitern. Nur einer traut sich: | |
Boliviens Präsident Evo Morales. Er hat zu einer alternativen | |
Weltklimakonferenz geladen, die am Dienstag in Cochabamba beginnt. Mit | |
Aussicht auf Erfolg. | |
Mehr als 15.000 KlimaaktivistInnen aus aller Welt sind Morales Einladung | |
gefolgt, um drei Tage lang über Lösungsstrategien zum Klimawandel zu | |
diskutieren. So viele Teilnehmer zählte auch Kopenhagen. Doch anders als | |
dort sind es nicht so sehr Regierungschefs und Diplomaten, die die Agenda | |
bestimmen. WissenschaftlerInnen, VertreterInnen von | |
Nichtregierungsorganisationen und Umweltverbänden, vor allem aber den | |
bereits jetzt vom Klimawandel unmittelbar Betroffenen haben in Bolivien das | |
Wort. Und die TeilnehmerInnen werden auch nicht so sehr um Zahlen | |
schachern, welches Land in den nächsten 15 Jahren mehr von den giftigen | |
Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen darf. Morales plädiert ausdrücklich | |
für ein "offenes Diskussionsforum". | |
Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und andere Umweltverbände | |
haben mit Kopenhagen allzu lange auf die hochoffiziellen Verhandlungen mit | |
Regierungschefs und Unternehmerlobbyisten gesetzt und zu wenig nach anderen | |
Mitstreitern gesucht. Nicht, dass von Bolivien aus die Rettung der Welt | |
ausgehen wird. Aber immerhin kommt in Cochabamba die Hauptursache des | |
Klimawandels zur Sprache: der auf grenzenloses Wachstum setzende | |
Kapitalismus. Ihn infrage zu stellen war in Kopenhagen gar nicht erst | |
möglich. | |
19 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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