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# taz.de -- Zukunftlabor der taz: Die Uni 2.0 wird eine Happy Uni
> Welche Uni wollen wir? Auf Unikongressen wird seit 40 Jahren über das
> immer Gleiche gestritten. Mit Streiks und sozialen Netzen stellt sich die
> Uni vom Kopf auf die Füße.
Bild: Bist du öfters hier? Studenten können sich online austauschen.
Es war lange kein Vergnügen. Auf Kongressen und Tagungen über die
Universität wurde gejammert, was das Zeug hält. Nicht einmal die
Milliarden, die in die Exzellenzinitiative gesteckt wurden, und das
geplante Vereinfachen der Studiengänge haben die Uni fröhlicher machen
können. Im Gegenteil hat der Bildungsstreik gezeigt, wie verstört diese
Orte des Wissens sind: In den verkürzten Studiengängen robben sich, wie
Studien zeigen, depressive Bachelorstudenten in Richtung Abschluss. Böse
neue Uni. Dachten wir und riefen das tazlab als ergebnisoffene Expedition
in den Bauch der Hochschulen aus.
Das Überraschende der letzten drei Monate, als wir die Idee des
taz-Redakteurs für besondere Aufgaben, Jan Feddersen, verfolgten, war dies:
Die Hochschulen sind erstens Baustellen. Und zweitens regt sich in diesem
kreativen Chaos so etwas wie ein fröhlicher Neubeginn. Das wird man in dem
unkonventionellen Laboratorium der taz im Haus der Kulturen der Welt
begutachten können: Die Uni2.0 wird eine der neuen, kreativen Arbeits- und
Denkformen sein.
Die Unis und ihre Angehörigen sind in den sozialen Netzwerken von Facebook
bis Twitter, von Blogs bis Wiki und YouTube zu Hause, und dabei stellt sich
die Uni vom Kopf auf die Füße. Die neuen Lehrformen sind nicht mehr die
Vorlesung vom Katheder der Weisheit, sondern kollaborative Arbeiten von
KommilitonInnen für KommilitonInnen. Das ist heute objektiv noch nicht so.
Aber dass es morgen so sein wird, lässt sich kaum verhindern.
Zwei Beispiele: Das alte Uniseminar wird durch die neuen Medien des Web2.0
jene Prinzipien Wilhelm von Humboldts erst Wirklichkeit werden lassen, die
seit 1811 nie Praxis waren (außer in Harvard und Berkeley): auf Augenhöhe
zu sprechen.
Und: Trotz Studiengebühren kommen die Arbeiterkinder an die Hochschulen
zurück. Das ist vielleicht die beste Nachricht. Unter dem Druck der
verheerenden Pisa-Studien, die den massenhaften Ausschluss der Gruppen
sogenannter niedriger sozialen Herkunft von Gymnasien und Unis belegte,
öffnet sich die Hochschule wieder. Der Vorgang ist längst nicht
abgeschlossen, wie die taufrische Sozialerhebung von gestern zeigt,
herausgegeben vom Studentenwerk. Aber der Trend der "Uni nur für Reiche"
ist gebrochen. Von der Erzieherin über den Vorstandsvorsitzenden bis hin zu
Angela Merkel haben alle die Botschaft verstanden: Nur mehr Bildung für
alle führt zu mehr Kreativität, Wohlstand und Chancen für alle.
Das tazlab ist - ohne dass die taz bewusst darauf abgezielt hätte - ein
Abbild der neuen, fröhlichen Intelligenz des Schwarms. Wir versammeln vom
jungen Aktionskünstler Jean Peters bis zum ehrwürdigen Gründer der Uni
Witten/Herdecke Konrad Schily, von dem Blogger-Professor Christian
Spannagel bis zum Vordenker der neuen Wissenskultur, Peter Kruse, ganz
verschiedene Akteure und vernetzen sie in Podien, Twitterstreams und
Lesungen auf neue Art. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) präsidiert
nicht etwa im Auditorium Maximum - sie talkt im Café mit der Crowd.
Willkommen, schöne neue Uni.
24 Apr 2010
## AUTOREN
Christian Füller
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