# taz.de -- Exzellenzinitiative: Cluster und Moneten | |
> Seit seiner Einführung 2006 sorgt die Exzellenzinitiative für | |
> Kontroversen. Wer bekommt was und wieviel und wer bleibt übrig? Ein erste | |
> Bilanz: | |
Bild: Zählt auch zum erlauchten Kreis der Elitären: Die Universität Götting… | |
Auf dem Podium im Theatersaal findet sich eine sehr heterogene Gruppe | |
zusammen um über die Folgen der ersten Exzellenzinitiative für das deutsche | |
Hochschulsystem zu diskutieren. Horst Hippler, Präsident des zur | |
Exzellenzuniversität ernannten KIT - Karlsruher Instituts für Technologie | |
und die Soziologin Anita Engels, die im Exzellentscluster an der | |
Universität Hamburg forscht, bilden die Fraktion der profitierenden | |
Wissenschaftler. Thorsten Bultmann, Vertreter des Bundes demokratischer | |
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Richard Münch, Soziologe an | |
der Uni Bamberg, der sich mit globalen Eliten und lokalen Autoritäten | |
beschäftigt, weisen auf die negativen Folgen für die deutsche | |
Hochschullandschaft hin. | |
Die Diskussion beginnt eher schleppend. Dabei geht es hier um eins der | |
wirklich brisanten Themen, das seit 2006 die deutsche Hochschullandschaft | |
massiv verändert hat.Von der vor vier Jahren gestarteten | |
Exzellenzinitiative profitieren wenige Hochschulen oder einzelne | |
ausgewählte Fachbereiche – viele haben dementsprechend das Nachsehen. In | |
diesem Zusammenhang geht es um vermeintlich ungerechten Wettbewerb, | |
Monopolbildung und die Ausbildung oligarchischer Strukturen innerhalb der | |
Hochschulen. Prozesse die wir aus der freien Marktwirtschaft kennen. Auch | |
bei der Exzellenzinitiative ausschließlich um Geld und dessen | |
Verteilung.Das die Verteilung der horrenden Summen nicht gerecht ist, kann | |
man an den Zahlen ablesen. Auch bei der Ernennung der Exzellenzuniversität | |
wird ein deutliches Ost-West Gefälle sichtbar. | |
Die erste Wettbewerbsrunde um einen Topf von 1,9 Milliarden schien schon | |
vor vier Jahren ungerecht, da eine Vorraussetzung in der Vergabe, die schon | |
an den Unis vorhandenen Strukturen waren. Gefördert wurde, wer ohnehin zum | |
obereren Hochschulsegment gehörte. Wenn es 2012 in die zweite Runde geht, | |
können sich gerade mal fünf neue Unis bewerben, der Rest von diesmal 2,7 | |
Milliarden wird unter den aktuellen Exzellenzuniversitäten verteilt. | |
Die langfristigen Folgen dieser Praktik auf die Lehre, werden vor allem | |
durch Kommentare von Studenten aus dem Publikum benannt: Das breite | |
Lehrspektrum an den heutigen Top-Unis leidet, denn Professoren, die an | |
Exzellenzcluster gebundenen sind, können sich nicht mehr aktiv am der | |
Lehrebetrieb beteiligen. | |
Auf diesem Wege könnten ganze Fachbereiche verschwinden. Hinzu kommt, dass | |
die unabhängige Forschung von kleinen Gruppen zu unpopulären Themen | |
erschwert wird. Die Hochschullandschaft wird sich am Ende in ein | |
Klassensystem aufsplittern. Kurz vor Schluss kommt dann doch noch ein | |
Zwischenruf aus dem Publikum: Das es doch peinlich sei, wenn sich die | |
Professoren erst dann um interdisziplinäre Forschung bemühen, sofern sie | |
extra dafür bezahlt werden. Dem eigentlich auf eine breite Ausrichtung | |
angelegten deutschen Hochschulwesen stehen schwierige Zeiten bevor. | |
25 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Vesta Nele Zareh | |
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