Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ackermann als Griechenfreund: Falsche Heldentaten
> Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und das "Handelsblatt" möchten sich
> als Freunde Griechenlands profilieren, doch aus dem PR-Gag kann nur ein
> PR-Gau werden.
Bild: Josef Ackermann freut sich: Die deutsche Bank hat im ersten Quartal Milli…
Spenden für Griechenland - dies scheint der neueste PR-Gag zu sein. So ist
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann offenbar mit einer Sammelbüchse
unterwegs, um bei seinen internationalen Bankkollegen Kredite für
Griechenland einzufordern. Einen "freiwilligen Beitrag" wollten die Banken
leisten, heißt es, nachdem die Euroländer und der Europäische Währungsfonds
zugesagt haben, Griechenland in den nächsten drei Jahren mit 110 Milliarden
Euro zu unterstützen.
Doch Ackermanns Mission scheint mühsam zu werden. Von festen Zusagen ist
bisher nichts bekannt, stattdessen kursieren die Gerüchte, um wie viel es
sich wohl handeln könnte: um 2 Milliarden - oder um 5?
Für Ackermann kann diese Sammeltour nur zum Fiasko werden. Besonders
peinlich wäre natürlich, wenn seine Kollegen überhaupt keine Kredite
herausrückten. Damit ist allerdings nicht zu rechnen - hat doch der
internationale Bankenverband, dem Ackermann vorsteht, vage ankündigt, die
Mitgliedsinstitute würden "ihre Rolle bei der Unterstützung der
griechischen Regierung und der griechischen Banken spielen".
Doch würde es Ackermann auch nichts nutzen, wenn er tatsächlich Kredite in
einstelliger Milliardenhöhe zusammenbrächte. Es wären "Peanuts" angesichts
der griechischen Schuldenlast. Vor allem aber wirkt jedes "freiwillige"
Engagement der Banken paradox: Obwohl es Solidarität vermitteln soll, wird
es als ein Schuldeingeständnis wahrgenommen, dass die Banken die großen
Profiteure der staatlichen Rettungsaktionen waren - und sich nun für billig
Geld vom Makel der Spekulation freikaufen wollen. Für Ackermann könnte sich
sein PR-Gag noch zum PR-GAU entwickeln.
Gleiches gilt für das Handelsblatt, das ebenfalls sein Herz für
Griechenland entdeckt hat. Damit es auch jeder merkt, wurden gleich vier
Seiten und das Titelblatt der eigenen Großzügigkeit geopfert. 22 Herren und
eine Dame dürfen in stets ähnlichen Worten erläutern, dass sie griechische
Staatsanleihen gekauft hätten, weil sie an die "europäische Idee" glaubten.
Diese Aktion beweist einmal mehr, dass die Zeiten vorbei sind, als das
Handelsblatt ein führendes Wirtschaftsblatt war. Auf fünf Seiten werden
drei zentrale Fragen nicht gestellt: Wann wurden die Anleihen gekauft, mit
welchem Zinssatz sind sie ausgestattet und - entscheidend - wie lang ist
die Laufzeit?
So ist es zum Beispiel keine Heldentat, jetzt griechische Staatsanleihen zu
erwerben, die in zwei Jahren fällig sind. Denn das Hilfspaket der
Euroländer und des Internationalen Währungsfonds läuft bekanntlich drei
Jahre. Die vollständige Tilgung ist also garantiert, das eigene Risiko
liegt bei genau null - und damit wird sich nun gebrüstet. Zynischer geht es
nicht mehr.
Das ist keine rein theoretische Überlegung. Zumindest ein Handelsblatt-Held
war sogar besonders gewitzt, wie eine telefonische Nachfrage der taz ergab:
Er hat seine zweijährigen Staatsanleihen schon vor einigen Wochen gekauft,
als die Risikoprämien ständig stiegen. Dank der Staatsgarantie dürfte er
nun einen sicheren Extragewinn einfahren. Bleibt nur die Frage: Ist
Handelsblatt-Chefredakteur Gabor Steingart dämlich - oder hält er seine
Leser für dämlich?
4 May 2010
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.