# taz.de -- Roland Kochs Kürzungsvorstoß: Spartipps aus dem Schulden-Land | |
> Hessens Ministerpräsident Koch fordert einen straffen Sparplan für | |
> Deutschland. Dabei hat er nicht mal seinen eigenen Landeshaushalt im | |
> Griff. | |
Bild: Nichts ist klar beim Sparkommissar: Roland Koch. | |
Der landeshoheitliche Sparkommissar von Bundessparkommissar Roland Koch | |
heißt Karlheinz Weimar. Was Koch der Bundesregierung aktuell an | |
Sparvorschlägen vorschlägt, hat sein Finanzminister und Parteifreund | |
bereits in den Entwurf für den Landesetat 2011 geschrieben. | |
Mindestens 700 Millionen Euro wollen Koch und Weimar einsparen und so die | |
Nettoneuverschuldung des Landes unter 3 Milliarden Euro drücken - bei einem | |
Gesamtschuldenstand von fast 50 Milliarden Euro. Das werde "nicht ohne | |
Heulen und Zähneklappern" zu realisieren sein, sagte Weimar. Insbesondere | |
deshalb, weil das Land auch in den Jahren danach weiter sparen will: jedes | |
Jahr mindestens 400 Millionen Euro. | |
Nach zwei Haushalten mit jeweils einer Rekordverschuldung, die nicht nur | |
nach Auffassung der Oppositionsparteien, sondern auch von Weimar selbst | |
"eigentlich verfassungswidrig" waren, ist jetzt Etatkonsolidierung | |
angesagt. Wie die in Hessen unter Roland Koch aussieht, hat jetzt sein | |
Landtagsfraktionschef Christean Wagner deutlich gemacht: "Die Steuerlast | |
und die Ausgaben für die Sozialsysteme werden von immer weniger Schultern | |
getragen, die Zahl der Transferempfänger steigt hingegen. Auf dieses | |
Ungleichgewicht muss der Staat reagieren." | |
Hessen reagiert, wie von Koch gerade auch für den Bund propagiert, mit | |
Einsparungen "nach dem Gießkannenprinzip". Nach den Vorgaben von Weimar | |
werden die Etats aller Ministerien um 3,5 Prozent gekürzt und frei werdende | |
Stellen in der gesamten Landesverwaltung nicht mehr neu besetzt. Die damit | |
verbundenen Mittelkürzungen für Universitäten und Fachhochschulen führten | |
bereits in der vergangenen Woche zu massiven Protesten von Rektoren, | |
Professoren und Studenten. | |
Kernstück der Sparpolitik von Koch und Weimar ist allerdings die | |
"Neuordnung" des kommunalen Finanzausgleichs. Die von der Landesregierung | |
beabsichtigte Kürzung der "Schlüsselzuweisungen" des Landes an Städte und | |
Gemeinden um mehr als ein Fünftel komme angesichts der Finanzschwäche | |
gerade der kleineren Gemeinden einem "Anschlag auf den ländlichen Raum" | |
gleich, sagte der Landespartei- und Landtagsfraktionsvorsitzende der | |
hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel. | |
Sollte es tatsächlich zu einer von Koch und Weimar beabsichtigen anteiligen | |
Kürzung der Zuwendungen kommen, müssten die kreisangehörigen Kommunen mit | |
einem Verlust von 183 Millionen Euro rechnen, die kreisfreien Städte mit 80 | |
Millionen und die Landkreise mit 137 Millionen Euro weniger, so | |
Schäfer-Gümbel weiter. Die Kommunen stünden schließlich jetzt schon mit dem | |
Rücken zur Wand. Neue Kürzungen würden den Ausbau etwa von | |
Kinderbetreuungsplätzen dann "spürbar verlangsamen", das System kommunaler | |
sozialer Leistungen würde "nachhaltig beeinträchtigt". | |
Weimar beeindruckt das nicht. Die geplanten Kürzungen beim kommunalen | |
Finanzausgleich stünden "nicht zur Debatte", sagte er. Und: für finanzielle | |
Konzessionen gebe es "keine Spielräume mehr". Für den Ausbau eines | |
"popeligen" Regionalflughafens bei Kassel aber schon, monierten die Grünen | |
im Landtag umgehend. Und so viel Geld wie nie zuvor in der Geschichte des | |
Landes für den Straßenbau. Zudem habe Koch im Bundesrat "Steuergeschenke" | |
der Bundesregierung an Hoteliers und Erben abgesegnet. Dass Koch deshalb | |
nicht zum Sparkommissar tauge, meint auch der Generalsekretär der SPD | |
Hessen, Michael Roth. Koch wolle nur "die Zukunft unserer Kinder | |
kaputtsparen". | |
17 May 2010 | |
## AUTOREN | |
K.-P. Klingelschmitt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |