# taz.de -- Transportstreik in Südafrika: Aidspillen werden knapp | |
> Mit jedem Streiktag an Häfen und Eisenbahnlinien wird das WM-Land | |
> Südafrika stärker beeinträchtigt. Kaum noch etwas kommt durch - | |
> Fifa-Fracht noch eher als andere Waren. | |
Bild: Fifa-Fracht soll durchkommen: Green Point Stadion im südafrikanischen Ka… | |
Trotz Berichten über eine bevorstehende Einigung dauert der massive Streik | |
der südafrikanischen Transportgewerkschaften an. Der tagelange Stillstand | |
auf Schienen und in Häfen kann zu Finanzeinbußen in Milliardenhöhe führen, | |
vom Imageverlust für Südafrika ganz zu schweigen, warnt Südafrikas | |
Geschäftswelt. "Aus Sicht der Arbeitnehmer ist der Zeitpunkt für diesen | |
Streik kurz vor der Fußballweltmeisterschaft natürlich ideal, aber für das | |
Land eine Katastrophe", sagt Keith Brebnor, Geschäftsführer der | |
Johannesburger Industrie- und Handelskammer. | |
"Unser Ruf als verlässlicher Exportpartner steht auf dem Spiel", meint | |
Brebnor. Südafrikas wichtigster Handelspartner ist Europa, und Brebnor | |
fürchtet, der Streik im Transportwesen könne sich bei Vertragsabschlüssen | |
mit Kunden künftig negativ auswirken. "Dabei hat sich Südafrika gerade | |
etwas aus der Rezession herausbewegt." Selbst bei einer raschen Einigung | |
könnte es Monate dauern, bis wieder Normalität im Schiffsverkehr eingekehrt | |
ist, schätzen Branchenvertreter. | |
Fast zwei Drittel der bei dem staatlichen Betrieb Transnet angestellten | |
54.000 Arbeitnehmer beteiligen sich am Streik der Transportgewerkschaften | |
Satawu (South African Transport and Allied Workers Union) und Utatu (United | |
Transport and Allied Trade Union). Durch ihren Ausstand bleiben auch andere | |
Arbeitnehmer der Arbeit fern, weil Züge nicht verkehren. Besonders im Hafen | |
von Durban gibt es Probleme: Containerschiffe stehen Schlange, manche | |
drehen Richtung Südamerika ab, um dort ihre eigentlich für Südafrika | |
bestimmten Güter abzuladen. "Das Warten auf See, die Kosten für das Leihen | |
der Container, für Zoll und Steuern werden nicht pünktlich gezahlt, und die | |
Schiffe haben noch andere Stationen in der Welt anzufahren", erklärt Ricky | |
Omar, Direktor der Reederei Oriental Shipping in Durban, dem größten | |
natürlichen Hafen Afrikas. | |
Die Mineralienindustrie ist am stärksten betroffen: Ladungen von Platinum, | |
Ferror Chrome und Iron Ore erreichen ihre Kunden nicht. Steinkohle für | |
Europa und Asien ist noch ausreichend in den Hallen am Hafen gelagert, aber | |
Transnet hat den Kohlentransport von Witbank in den Hafen von Richards Bay | |
gestoppt. Die Produktion in den Bergbauminen muss möglicherweise gedrosselt | |
werden, weil der Lagerraum zu knapp wird. Selbst südafrikanischer Wein wird | |
nicht mehr geliefert. | |
"Manche Schiffe transportieren auch Chemikalien, die nicht lange haltbar | |
sind. Oder Medizin wie Aidsmedikamente, die dringend gebraucht werden", | |
meint Omar, der auch ein Büro in Hamburg unterhält. "Wir exportieren auch | |
Weintrauben und Zitronen nach Deutschland, die in Kühlhäusern nur bedingt | |
lagern können. Und wer weiß, welche Nationalmannschaften ihre eigenen | |
Produkte, Fußballstiefel und Knieschoner für die WM nach Südafrika bringen | |
lassen?" | |
WM-Fracht werde allerdings prioritär behandelt, sagt David Bertram, Manager | |
bei der Reederei MSC. "Sie konzentrieren sich auf Schiffe mit Fifa-Fracht. | |
Wir wissen nicht genau was, aber es ist die einzige Fracht, die | |
durchkommt." So habe ein deutscher TV-Sender seine Geräte an Land bringen | |
können. | |
21 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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