| # taz.de -- Scheidende Juso-Chefin über ihre Pläne: "Noch keine Gedanken übe… | |
| > Die scheidende Juso-Chefin Franziska Drohsel mahnt, die Erneuerung der | |
| > SPD gehe nicht von heute auf morgen. Einen eventuellen Wiedereintritt in | |
| > den Rechtshilfeverein Rote Hilfe lässt sie offen. | |
| Bild: "Die SPD weiterhin von links treiben": Juso-Chefin Drohsel. | |
| taz: Frau Drohsel, in Ihrem Rücktrittsbrief schreiben Sie, Sie hätten den | |
| Juso-Vorsitz "nie als Sprungbrett in die Berufspolitik gesehen", sondern | |
| wollten Ihre Ausbildung beenden. Brauchen Politiker Berufserfahrung? | |
| Franziska Drohsel: Das sind Fragen, die jeder für sich entscheiden muss. | |
| Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich meine Ausbildung beenden möchte. | |
| Und wenn Sie diese haben, gehen Sie ganz in die Berufspolitik? | |
| Ich möchte immer politisch aktiv bleiben. In welchem Rahmen, kann ich noch | |
| nicht absehen. Ich engagiere mich weiter in der SPD. | |
| Ihre Amtszeit begann mit einem Streit über Ihre Mitgliedschaft in der | |
| Rechtshilfeorganisation Rote Hilfe, die der Verfassungsschutz als | |
| linksextrem einstuft. Nach Kritik traten sie dort aus. Gehen Sie nun zur | |
| Roten Hilfe zurück? | |
| Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. | |
| Nach der SPD-Pleite bei der Bundestagswahl forderten Sie als eine der | |
| Ersten einen "radikalen Erneuerungsprozess" der Partei. Wo ist der | |
| geblieben? | |
| Es gibt ihn, aber bei einer so großen Organisation geht das nicht von heute | |
| auf morgen. | |
| Ein Streitpunkt in der SPD ist die Rente mit 67. An ihr wird im Prinzip | |
| nicht gerüttelt, sagt Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Es soll nur | |
| Ausnahmen für Schwerstarbeiter geben. Genügt das? | |
| Die Rente mit 67 war ein Fehler, das wissen wir inzwischen. Das | |
| Entscheidende ist, dass Leute, die nicht mehr länger arbeiten können, nicht | |
| mehr länger arbeiten müssen. Wo das nicht möglich ist, darf nicht die Rente | |
| gekürzt werden. Wir werden in der Partei weiterhin dafür kämpfen, dass eine | |
| sozial gerechte Lösung gefunden wird. | |
| Auch in Nordrhein-Westfalen kam ihre Wunschkoalition Rot-Rot-Grün nicht | |
| zustande. Enttäuscht? | |
| Natürlich würden wir Jusos uns eine linke Regierung wünschen. Ich halte es | |
| für richtig, inhaltliche Forderungen aufzustellen, wie die NRW-SPD das | |
| getan hat. Sie kam zur Einschätzung, dass dies mit der Linkspartei nicht zu | |
| machen ist. | |
| Die Linken lehnten die "Thüringer Erklärung" zur DDR als Unrechtsstaat ab. | |
| Was würden Sie bei Koalitionspartnern tolerieren? Wo wäre für Sie die | |
| Grenze, die nicht überschritten werden darf? | |
| Die Aufzählung der Grenzen, die ich für unüberschreitbar halte, würde | |
| dieses Interview sprengen. An erster Stelle käme für mich die Ablehnung | |
| jeglicher Form von Antisemitismus, Nationalismus, Rassismus und | |
| Neonazismus. Beim Umgang mit der DDR kann ich Ihnen sagen, dass ich das | |
| Bekenntnis zur Demokratie und zum Rechtsstaat für existenziell notwendig | |
| halte. | |
| Mit Ihrem Verein Institut Solidarische Moderne versuchen Sie, einer | |
| rot-rot-grünen Koalition den Boden zu bereiten. Wie soll das doch noch | |
| klappen? | |
| Mein Ziel sind nicht Regierungsbündnisse, sondern Veränderungen in der | |
| Gesellschaft. Die erreicht man nur, wenn man sich mit den Akteuren, mit | |
| denen man sie umsetzen kann, inhaltlich auseinandersetzt. Wir müssen uns | |
| fragen: Was sind die Probleme unserer Gesellschaft? Was können Lösungen | |
| sein und mit wem kann man sie umsetzen? Genau solche Diskussionen führen | |
| wir in dem Institut. | |
| Sie haben die Jusos weit nach links geführt. Fürchten Sie, dass die | |
| Organisation nun pragmatischer wird? | |
| Nein, die Jusos sind ein Verband, in dem es eine große linke Mehrheit gibt. | |
| Ich habe keine Zweifel, dass die Jusos die SPD weiterhin von links treiben | |
| werden. | |
| Parteichef Sigmar Gabriel will die Flügelkämpfe in der SPD beenden. Müssen | |
| die Jusos stiller werden? | |
| Nein, wir dürfen auf keinen Fall zurückhaltender werden. Wir müssen | |
| offensiv kämpfen, sonst setzen wir nichts durch. | |
| 31 May 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Timo Hoffmann | |
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| Rote Hilfe | |
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