# taz.de -- Kommentar Atombeschlüsse: Röttgens Entscheidungsschlacht | |
> Umweltminister Röttgen hat sich zu den Spielregeln einer | |
> Laufzeitverlängerung klar positioniert. Gibt er der Industrie nach, kann | |
> man ihn politisch nicht mehr ernst nehmen | |
Schon bisher gab es viele Gründe, die von der Bundesregierung geplante | |
Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke kritisch zu sehen - sie erhöht | |
das Risiko und die Atommüllmenge, nützt dem Klima nichts und behindert den | |
schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien. Doch immerhin hat | |
Umweltminister Norbert Röttgen sich bisher um den Eindruck bemüht, dass es | |
dabei rational zugehen soll: Ein Gutachten sollte den Bedarf ermitteln, | |
technische Nachrüstungen sollten das Risiko begrenzen, und bei der Frage, | |
ob der Bundesrat zustimmen muss, sollte nicht getrickst, sondern genau | |
geprüft werden. | |
Wie viel diese Zusagen wert sind, wird sich wohl schon in Kürze zeigen. In | |
der Koalition wächst der Druck, schnell eine Entscheidung über die | |
Laufzeitverlängerungen zu fällen - vielleicht schon an diesem Freitag. Die | |
Betreiber setzen derzeit alle Hebel in Bewegung, um neue | |
Sicherheitsanforderungen zu verhindern. Und die unionsgeführten Länder | |
drängen darauf, den Bundesrat zu übergehen. | |
Nicht nur für die Energiezukunft des Landes steht darum jetzt viel auf dem | |
Spiel, sondern auch für Norbert Röttgen. Das Energiekonzept ist sein | |
zentrales Projekt. Er hat sich zum Zeitplan, zur Nachrüstung und zur | |
Einbeziehung des Bundesrats eindeutig positioniert - so eindeutig, dass er | |
bei einem Einknicken politisch kaum mehr ernst genommen würde. | |
Auch die Regierung insgesamt täte sich keinen Gefallen. Denn das Kalkül, | |
die Aufregung über die Laufzeitverlängerung werde sich bis zu den nächsten | |
Wahlen schon gelegt haben, wird nicht aufgehen. Wenn die Laufzeiten gegen | |
den Rat von Juristen, ohne energiepolitisches Konzept und ohne Auflage | |
verlängert werden, wird auch dem Letzten klar, dass es dabei nur um eins | |
geht: um Klientelpolitik für die Konzerne, die auf die Milliardengewinne | |
aus ihren abgeschriebenen Altreaktoren nicht verzichten wollen. Der Druck | |
aus der Bevölkerung wird dadurch nicht schwächer werden, sondern stärker. | |
4 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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