# taz.de -- Regierung will Atomfässer bergen: Giftgefahr in der Asse | |
> Die Asse-Anwohner trauen den Behörden nicht. Sie fürchten, dass | |
> Exbergwerk solle nicht wirklich leergeräumt, sondern mit Salzlauge | |
> aufgefüllt werden. | |
Bild: Ein Bergmann sucht in der Nähe des "Laugensumpfes" nach radioaktiver Str… | |
HANNOVER taz | Das Bundesamt für Strahlenschutz, BfS, will noch dieses Jahr | |
damit beginnen, den Atommüll aus dem einsturzgefährdeten Endlager Asse in | |
Niedersachsen zu bergen. In dem Salzbergwerk bei Wolfenbüttel liegen rund | |
126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall. | |
Im November werde unter Tage als Erstes die Abfallkammer 7 angebohrt, sagte | |
am Donnerstag ein Sprecher des Amtes in Salzgitter. Techniker sollten eine | |
Kamera und Messsonden in die Kammer einführen, in der rund 4.300 Fässer mit | |
Atommüll lagern. Dann werde eine weitere Kammer angebohrt. Erst in einem | |
nächsten Schritt würden beide Kammern geöffnet, der Atommüll herausgeholt. | |
Wenn die Strahlenbelastung der Beschäftigten dabei deutlich höher ausfiele | |
als bislang angenommen, müsse allerdings "die Machbarkeit der Rückholung | |
neu bewertet werden", sagte der BfS-Sprecher. Die Strahlenbelastung könne | |
sich erhöhen, wenn die Abfälle in einem sehr schlechten Zustand seien oder | |
ihre Bergung und Verpackung deutlich mehr Zeit in Anspruch nehme als | |
bislang angenommen. Den Zeitplan könne man zudem nur umsetzen, wenn alle | |
beteiligten Behörden und Unternehmen an einem Strang ziehen. | |
Anwohner und Gegner des Atommülllagers zeigten sich gegenüber dem Vorgehen | |
des Bundes skeptisch. "Wir befürchten, dass man nach außen hin die | |
Rückholung verfolgt, intern aber eine Flutung des Bergwerks vorbereitet", | |
sagte Heike Wiegel vom Asse-II-Koordinationskreis. Im | |
Bundesumweltministerium und in der Atomwirtschaft gebe es Akteure, "die die | |
Rückholung hintertreiben", meinte die SPD-Kommunalpolitikerin aus | |
Remlingen. "Wir haben für die Rückholung nur zehn Jahre Zeit und es liegt | |
immer noch kein Planungsrahmen vor", bemängelte sie. Allein der Bau eines | |
zweiten Schachtes in das Endlager werde sieben Jahre dauern. Ein zweiter | |
Schacht sei für die Rückholung notwendig. | |
Der Asse-II-Koordinationskreis legte zudem eine neue Expertise zu den | |
Folgen der sogenannten Vollverfüllung der Asse vor. Das Bundesamt für | |
Strahlenschutz will das Bergwerk mit Salzbeton und Salzlauge füllen, wenn | |
die Abfälle nicht geborgen werden können. Nach Modellrechnungen des | |
Geochemikers Ralf Krupp würden es nach der Füllung aller Hohlräume des | |
Atommülllagers mit Salzlauge nur wenige Jahre dauern, bis an der | |
Erdoberfläche radioaktive kontaminierte Lauge austritt. | |
3 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Voges | |
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