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# taz.de -- Kommentar Zollitsch: Alles auf den Tisch
> In der medialen Beschäftigung mit dem Skandal in der katholischen Kirche
> wird ein Moment der Ermüdung immer stärker. Der Missbrauchsskandal muss
> die Kirche aber weiter beschäftigen.
Bild: Klosterkirche Birnau.
Medial ist der Fall Zollitsch noch nicht ganz ausgestanden. Folgendes
zeichnet sich aber ab: Nach den Maßstäben des weltlichen und kirchlichen
Rechts ist dem Freiburger Erzbischof und Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz nichts von Bedeutung vorzuwerfen - jedenfalls kaum
Beihilfe zum sexuellen Missbrauch.
Zu dünn erscheint zurzeit dafür die Aktenlage, zu viel Zeit ist wohl auch
vergangen - beziehen sich die Vorwürfe doch auf das Jahr 1987 -, und zu
wenig Verantwortung trug Zollitsch damals als Personalreferent eines
Bistums, das für den beschuldigten Pater anscheinend gar nicht zuständig
war, folgt man den Erklärungen von Bistum und Kirchenjuristen.
Dennoch war die Anzeige richtig - und auch das Nachhaken der investigativen
Journalisten, die die Sache hartnäckig verfolgt haben. Gerade Zollitsch
muss als Vorsitzender der Bischofskonferenz eine reine Weste haben, will er
die Aufklärung des Missbrauchsskandals vorantreiben. Insofern dienen die
juristischen Vorwürfe der Aufklärung des Geschehens. Denn nur wo alles auf
dem Tisch gelandet und so weit wie möglich geklärt worden ist, ist ein
Neuanfang der Kirche möglich. Zollitsch ist sicherlich intelligent genug,
das einzusehen.
Zugleich ist unverkennbar: In der medialen Beschäftigung mit dem Skandal in
der katholischen Kirche wird ein Moment der Ermüdung immer stärker, was
nach bald einem halben Jahr intensiver Berichterstattung zum Thema kaum
verwundert. Der Skandal ist jedoch nicht beendet. Er muss die Kirche weiter
beschäftigen, wenigstens diese Selbstreflexion ist sie den Opfern schuldig.
Ihr Leid wird sie in vielen Fällen ihr Leben lang begleiten. Auch dann,
wenn über den Kirchenskandal niemand mehr redet.
3 Jun 2010
## AUTOREN
Philipp Gessler
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