# taz.de -- Fußball-Urteil des Sportgerichts: Neonazis dürfen mitspielen | |
> Der Leipziger Verein "Roter Stern" wollte Rechtsextremen den Zutritt zu | |
> einem Spiel verweigern. Das Sportgericht erklärte den Ausschluss nun für | |
> unzulässig. Das Spiel gilt nun als verloren. | |
Bild: Leipzigs Fussballstadion bleibt künftig nicht nazifrei. | |
BERLIN taz | Darf ein Fußballverein einem Spieler den Zutritt zum Spielfeld | |
verweigern, weil er Neonazi ist? In Leipzig darf er nicht, hat ein | |
Sportgericht entschieden. In dem konkreten Fall ging es um den | |
Bezirksligisten Roter Stern Leipzig (RSL), der am Mittwoch vergangener | |
Woche gegen den FSV Oschatz antreten sollte. Es habe Hinweise gegeben, dass | |
einer der Spieler in der rechten Szene aktiv sei, sagte Sophia Bormann, die | |
Präsidentin von Roter Stern, der taz: "In unserer Hausordnung steht, dass | |
wir niemanden auf dem Gelände dulden, der mit diskriminierenden Aussagen | |
aufgefallen ist. Das haben wir durchgesetzt." Der FSV Oschatz trat | |
daraufhin nicht an und reiste wieder ab. | |
Der Ausschluss sei unrechtmäßig, urteilte nun das Leipziger Sportgericht | |
und wertete das Spiel für RSL als verloren. "Nur der Verband hat das Recht, | |
einen Spieler vom Spiel auszuschließen", sagte der Präsident des Leipziger | |
Fußballverbandes, Rainer Hertle. "Selbst wenn der Verein ihm ein Hausverbot | |
erteilen würde, müssten sie ihn zum Spielen ins Stadion lassen." Ein | |
Stadionverbot könne für rassistisches oder diskriminierendes Verhalten zwar | |
ausgesprochen werden, aber nur wenn dies im Verein oder während eines | |
Spieles stattfinde: "Es kommt immer darauf an, wo sich dieses Fehlverhalten | |
abspielt." Doch auch der FSV Oschatz hat das Spiel verloren. Laut Hertle | |
hätte dieser "unter Protest" antreten müssen. | |
Der abstiegsgefährdete Verein hatte jedoch nur elf Spieler und weigerte | |
sich, mit nur zehn zu spielen. Außerdem beklagte der langjährige ehemalige | |
Vereinspräsident Achmet Gärtner einen feindseligen Empfang: "Bei unseren | |
Spielen hat es bisher nie Probleme gegeben, uns als Nazis zu beschimpfen | |
ist nicht normal." Beide Vereine haben aber angekündigt, das Urteil nicht | |
anzufechten. | |
Stattdessen will RSL nun "die Lücken in den Satzungen und Ordnungen der | |
Verbände auf anderem Wege ansprechen". Die Leipziger Bundestagsabgeordnete | |
Monika Lazar (Grüne), die selbst in der Frauenmannschaft von RSL spielt, | |
sagte der taz: "Im Leipziger Umland gibt es viele Vereine, in denen ähnlich | |
fragwürdige Spieler mitspielen dürfen." Es müsse nun geregelt werden, wie | |
mit solchen Spielern umgegangen werde, denn "das Vorgehen von Roter Stern | |
ist ein Präzedenzfall und zeigt, dass es im sächsischen Fußball noch nicht | |
genug Sensibilität gibt". | |
Roter Stern Leipzig versteht sich ausdrücklich als antifaschistischer | |
Fußballverein. In Mügeln brach der Verein im April ein Spiel ab, weil | |
Zuschauer antisemitische Parolen riefen. Auch dazu gab es zu Wochenanfang | |
ein Urteil: Weil der Mügelner Verein nicht genug gegen die Parolen | |
unternahm, gilt RSL als Gewinner. | |
5 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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