# taz.de -- Rohstoffe: Extrasteuer für den Bergbau | |
> China und Australien wollen etwas von den Gewinnen im Rohstoffsektor | |
> abhaben. Die Unternehmen drohen mit Investitionsstopp. Das bringt auch | |
> Entwicklungsländer in eine schwierige Lage. | |
Bild: 40 Prozent auf alle Gewinne sollen die Betreiber abführen: Nickelmine in… | |
BERLIN taz | Weltweit sind die Rohstoffpreise in den vergangenen Jahren | |
nicht zuletzt aufgrund von Spekulationsgeschäften kräftig gestiegen – und | |
damit auch die Gewinne von Rohstoffkonzernen. Einige Regierungen wollen | |
jetzt etwas von dem Reichtum abbekommen. | |
So führt China mit sofortiger Wirkung Steuern in Höhe von fünf Prozent des | |
Verkaufspreises auf die Erdöl- und Erdgasförderung ein, wenn auch zunächst | |
nur in der Unruheprovinz Xinjiang. Die zusätzlichen Steuereinnahmen von bis | |
zu 600 Millionen Euro im Jahr sollen in verarmte und mehrheitlich von | |
Minderheiten bewohnte Gebiete fließen. Wenn das Pilotprojekt gut läuft, | |
soll es auf das ganze Land ausgeweitet werden. | |
Vor kurzem hatte auch die australische Labour-Regierung eine neue | |
Rohstoffsteuer angekündigt. Ab Juli 2012 sollen Bergbaukonzerne 40 Prozent | |
Steuern auf alle Gewinne abführen, die eine langfristige Rendite von sechs | |
Prozent übersteigen. So kämen in den ersten beiden Jahren umgerechnet rund | |
7,7 Milliarden Euro zusätzlicher Einnahmen zusammen, die unter anderem für | |
eine Rentenerhöhung für die Arbeiter verwendet werden sollen. | |
Die betroffenen Unternehmen fahren schweres Geschütz gegen die Pläne auf. | |
Der britisch-schweizerische Konzern Xstrata verkündete einen | |
Investitionsstopp für Kohle- und Kupferprojekte, was 3.200 Arbeitsplätze | |
kosten werde. Ähnliche Drohungen kamen von BHP Billiton, Rio Tinto und | |
Fortescue Metals. An der Börse in Sydney rutschten die Kurse der Konzerne | |
ab. | |
Diese Reaktionen zeigen, dass es auch für Entwicklungsländer schwer werden | |
dürfte, Bergbaukonzerne stärker zu besteuern. Zwar werden in diesen Ländern | |
große Mengen Rohstoffe gefördert, doch "erhalten die Menschen vor Ort oft | |
nur Umweltzerstörung, Korruption und steigende Armut im Austausch für die | |
Rohstoffe", erklärten die entwicklungspolitischen Organisationen Südwind | |
und Fian zu den australischen Plänen. | |
Ausländische Investoren seien dort auf Druck von Weltbank und | |
Internationalem Währungsfonds (IWF) mit weitgehenden Steuerbefreiungen | |
angelockt worden. So habe Ghana 2008 Gold im Wert von fast 2,7 Milliarden | |
US-Dollar exportiert, jedoch nach Abzug der Subventionen damit nur 96 | |
Millionen Dollar eingenommen. | |
Das hindert den IWF jedoch nicht, dem Goldexportland Mali in einer neuen | |
Studie eine Halbierung des Steuersatzes auf drei Prozent ans Herz zu legen | |
– um Investoren nicht zu vergraulen. | |
4 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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