# taz.de -- Finanzsenator will Kitas kontrollieren: Kitas unter Kuratel | |
> Ulrich Nussbaum will mehr Transparenz und die Bezirke an Kosten | |
> beteiligen. | |
Bild: Ob ihre Eltern die Kita-Gutscheine wirklich ausschöpfen? Der Finanzsenat… | |
Kitas sollen unter die Lupe genommen werden. Finanzsenator Ulrich Nußbaum | |
(parteilos) will überprüfen, ob die per Kita-Gutschein bewilligten | |
Betreuungszeiten von Eltern tatsächlich ausgenutzt werden. "Wir haben | |
keinerlei Verwendungsnachweise und wollen wissen, wo das Geld hingeht", | |
erklärte sein Sprecher Daniel Abbou am Freitag. Der Landeselternausschuss | |
Kita (Leak) sieht darin einen Generalverdacht gegen alle Träger. Auch | |
Nussbaums zweiter Plan ist umstritten: Wenn die Bezirke mehr | |
Betreuungszeiten als 2009 bewilligen, sollen sie sich an den Kosten | |
beteiligen. "Das ist Betrug", kritisiert die grüne Jugendstadträtin Monika | |
Herrmann aus Friedrichshain-Kreuzberg. | |
Seit dem Treberhilfe-Skandal um den Maserati fahrenden Exchef der großen | |
Obdachlosenhilfe hatten Landespolitiker aller Parteien mehr Transparenz | |
gefordert. Nun trifft es die Kitas zuerst. "Natürlich fährt keine | |
Kitaleiterin einen Maserati, aber wir wollen Licht ins Dunkel bringen", | |
erklärt Abbou. Es gebe Anzeichen, dass Einrichtungen Eltern mit | |
Teilzeitgutscheinen ablehnen und diesen raten, eine Ganztagsbetreuung zu | |
beantragen und das Kind trotzdem früher abzuholen. Wie die Kontrollen | |
erfolgen sollen, werde jetzt mit den Bezirken beraten, so Abbou. "Das | |
Denken des Finanzsenators funktioniert vielleicht in einer Fischfabrik", | |
sagt Burkhard Entrup, Vorsitzender des Leak, "es bedeutet jedoch die | |
vollständige Aufgabe einer sozial verantwortlichen Familienpolitik." | |
Es geht bei Nußbaums Vorstoß natürlich auch um das Suchen von | |
Einsparpotenzial. Der rot-rote Senat lässt sich seine familienfreundliche | |
Politik einiges kosten. Kinder sollen früher in die Kita, es soll längere | |
tägliche Betreuungszeiten geben, die Kita soll für die Eltern kostenlos | |
sein. Der Senat zahlte im vergangenen Jahr 877 Millionen Euro, in den | |
nächsten Jahren werden die Kosten die Milliardengrenze überschreiten. "Der | |
Senat finanziert sein Wahlversprechen, Eltern freie und gut ausgestattete | |
Kitas zu bieten, über die Bezirke", meint Monika Herrmann, grüne | |
Jugendstadträtin aus Friedrichshain-Kreuzberg. | |
Nussbaums Vorstoß sieht eine Kostenbeteiligung der Bezirke vor, wenn diese | |
Kindern, für die kein Rechtsanspruch auf Betreuung besteht, mehr Zeit | |
bewilligen als im Jahr 2009. Das betrifft alle unter Dreijährigen und über | |
Dreijährige, die täglich länger als 7 Stunden betreut werden. Die Bezirke | |
sollen dann ein Viertel der Kosten tragen; bisher finanziert der Senat die | |
Betreuung vollständig. Herrmann schätzt die jährlichen Kosten, die auf die | |
Bezirke zukommen, auf 13,5 Millionen Euro. Amtskollege Reinhard Naumann | |
(SPD) in Charlottenburg verhält sich abwartend. "Bei der Haushaltslage | |
bleibt natürlich auch der Kitabereich nicht verschont", erklärt der | |
Stadtrat. Eine "finanzielle Bestrafung der Bezirke" sei jedoch wenig | |
hilfreich. | |
4 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Kathleen Fietz | |
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