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# taz.de -- Steuerflucht in die Schweiz: Kauf von CD füllt Staatskasse
> Baden-Württemberg lehnte das Angebot ab. Aber Bund und Niedersachsen
> kaufen die Daten von Steuerflüchtlingen. 1,5 Milliarden Einnahmen durch
> Selbstanzeigen werden erwartet.
Bild: War den Ländle-Liberalen eine zu heisse Scheibe: die CD mit Daten von 3.…
BERLIN taz | Für Steuerhinterzieher wird die Luft dünner. Bereits zum
dritten Mal haben deutsche Behörden eine CD gekauft, die Namen und
Kontonummern von potenziellen Steuerhinterziehern enthält. Gemeinsam mit
dem Land Niedersachsen habe man die Datensammlung erworben, erklärte am
Mittwoch eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums.
Auf der Scheibe sollen sich rund 20.000 Datensätze befinden, die etwa 3.000
Bundesbürgern zugeordnet werden können. Es besteht der Verdacht, dass diese
Wohlhabenden und Reichen große Summen Kapitals bei Schweizer Banken
versteckten, ohne die Erträge in Deutschland zu versteuern. Ein Informant
hat die Daten vermutlich gestohlen und den deutschen Behörden gegen Honorar
zum Kauf angeboten.
Die Verhandlungen über den Kauf zogen sich seit Februar dieses Jahres hin.
Ursprünglich wollte der Anbieter sein Geschäft mit dem Land
Baden-Württemberg abwickeln. Auf Betreiben der FDP lehnte die Stuttgarter
Landesregierung allerdings ab. Zwei weitere CDs mit Daten von potenziellen
Steuerhinterziehern hat bereits das Land Nordrhein-Westfalen gekauft. Die
erste CD kostete Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel seinen Job; er hatte ein paar
Millionen Euro in Stiftungen des Fürstentums Liechtenstein versteckt. Die
Verhandlungen über den Kauf der zweiten lösten eine Flut von Selbstanzeigen
vermögender Bundesbürger bei den Finanzämtern aus. Außerdem wurde dem Land
Bayern unlängst eine weitere CD angeboten, die aber noch nicht im Besitz
des Staates ist.
Verängstigt durch den Kauf der CDs, haben mittlerweile über 20.000
Bundesbürger Selbstanzeige erstattet. Sie entgehen damit zumeist einer
Strafe, müssen aber hohe Summen nachzahlen. Die durchschnittliche
Nachzahlung schätzt Dieter Ondracek, Chef der Steuergewerkschaft, auf rund
70.000 Euro; demnach könnten die Finanzämter zusätzlich rund 1,5 Milliarden
Euro einnehmen.
Diese Summe lässt Rückschlüsse auf den Umfang der Steuerhinterziehung zu.
Da die Nachzahlungen etwa 30 Prozent der gesamten zu versteuernden
Kapitalerträge ausmachen, dürften diese bei etwa 5 Milliarden Euro liegen.
Nimmt man weiter an, dass die Erträge bei etwa 5 Prozent des ins Ausland
geschafften Geldes liegen, so geht es um 100 Milliarden Euro hinterzogenes
Kapital allein in der Schweiz.
10 Jun 2010
## AUTOREN
H. Koch
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