# taz.de -- Nach Tod der Urenkelin: Mandela sagt Eröffnungsfeier ab | |
> Während die Südafrikaner schon ausgelassen den WM-Start feiern, steht die | |
> Familie Nelson Mandelas unter Schock. Auf der Rückfahrt vom | |
> WM-Auftaktkonzert stirbt die 13-jährige Zenani. | |
Bild: Nelson Mandela mit seiner Ur-Enkelin Zenani. | |
JOHANNESBURG dpa | Schreckensnachricht wenige Stunden vor Eröffnung der | |
ersten Fußball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden: Nach dem | |
Unfalltod seiner Ur-Enkelin hat Nelson Mandela seine Teilnahme an der | |
WM-Eröffnung abgesagt. Während die Südafrikaner - oft noch in Unkenntnis | |
des tragischen Geschehens - schon ausgelassen feierten, gab Mandelas | |
Stiftung die Absage bekannt. Der 91-Jährige sei tief betroffen vom Tod der | |
kleinen Zenani, sagte ein Sprecher der Stiftung des | |
Friedens-Nobelpreisträgers. Nationalheld Mandela hatte wesentlichen Anteil | |
daran, seinem Land die WM zu sichern. | |
Südafrikas Präsident Jacob Zuma kondolierte der Mandela-Familie. "Die | |
Nation teilt Ihren Verlust und trauert mit Ihnen, vor allem am Tag, an dem | |
unsere Träume und Hoffnungen mit der Eröffnung der ersten FIFA-WM auf | |
afrikanischem Boden wahr werden", betonte er am Freitag in einer Erklärung. | |
Auch FIFA-Präsident Joseph Blatter und WM-OK-Chef Irvin Khoza drückten ihre | |
"tiefe Trauer" aus. "Das ist eine sprachlos machende, tragische Nachricht. | |
Ich bin erschüttert und kann es nicht verstehen. Die ganze Fußball-Familie | |
trauert mit Dir und Deiner Familie", schrieb Blatter an "meinen Freund" | |
Mandela. Für die Absage Mandelas habe man absolutes Verständnis. "Er wird | |
in unseren Herzen und unserem Geiste bei uns sein", sagte Blatter. | |
Das 13 Jahre alte Mädchen war am frühen Morgen bei einem Autounfall ums | |
Leben gekommen. Der Wagen hatte sich auf dem Rückweg vom WM-Auftaktkonzert | |
in Soweto überschlagen. Die Fahrerin wurde festgenommen, weil sie unter | |
Alkoholeinfluss stand. Sie sollte noch an diesem Freitag wegen fahrlässiger | |
Tötung vor einem Untersuchungsrichter erscheinen. | |
Mandelas Familie sei tief in Trauer, erklärt Sprecher Sello Hatang. Die | |
Mutter der kleinen Zenani - Zoleka Seakamela - sei wie am Boden zerstört. | |
Sie hatte sich nicht im Unfallwagen befunden. Mandelas frühere Frau - | |
Winnie Madikizela-Mandela - musste wegen eines Schocks in einer Klinik | |
behandelt werden, gab ein Sprecher der Familie bekannt. Sie hatte das | |
Konzert ebenfalls besucht, war aber in einem anderen Wagen unterwegs. | |
Viele Südafrikaner hatten die Nachricht am Morgen noch gar nicht | |
mitbekommen. Auf den Straßen der großen Zentren herrschte Karnevals- | |
Atmosphäre. Flaggen knatterten im Wind, Menschen begrüßten sich mit dem | |
WM-Slogan "Ke Nako" - Es ist an der Zeit! Autofahrer vollbrachten | |
waghalsige Manöver, um selbst auf der Autobahn die WM-Tröte Vuvuzela aus | |
dem Fenster erschallen zu lassen. | |
Die WM-Eröffnung dürfte große Teile des öffentlichen Lebens im Kap-Staat | |
lahmlegen. Johannesburg werde zur Geisterstadt, sagte die Zeitung "The | |
Star" voraus. Zahlreiche Unternehmen würden früher schließen. Ihren | |
Mitarbeitern solle so die Möglichkeit gegeben werden, die feierliche | |
Eröffnung der ersten WM auf afrikanischem Boden am Fernsehgerät | |
mitzuerleben. Selbst das bei Pretoria gelegene BMW-Werk wird Mittags | |
vorübergehend die Produktion einstellen. | |
WM-Fans aus aller Welt waren bereits am Morgen unterwegs zum Soccer | |
City-Stadion in Johannesburgs Vorort Soweto, wo strenge | |
Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Dort soll um 14 Uhr eine | |
feierliche Eröffnung mit rund 1.500 Tänzern und Musikern beginnen, bevor | |
das Auftaktspiel Südafrika gegen Mexiko angepfiffen werden wird. | |
Cheforganisator Danny Jordaan betonte am Morgen im nationalen TV-Sender | |
SABC, die Zeit des Zweifelns sei vorbei, der große Augenblick stehe bevor: | |
"Es ist wie damals, als wir warteten, dass Mandela aus dem Gefängnis | |
kommt." | |
Zur Eröffnung werden mehr als zwei Dutzend Staats- und Regierungschefs | |
erwartet, darunter US-Vize-Präsident Joe Biden, Mexikos Präsident Felipe | |
Calderon und Simbabwes Staatschef Robert Mugabe. | |
11 Jun 2010 | |
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