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# taz.de -- Chatprotokoll der US-Spione: "Damit Russland wieder stark wird"
> Niemand weiß, was genau der in den USA ausgehobene Spionagering
> russischer Agenten ausgespäht hat. Oder wie. Die Chatprotokolle liegen
> der taz vor – sie erklären alles.
Bild: Geht's noch banaler? Starbucks als konspirativer Treffpunkt.
Ort: Starbucks, West Village. New York. Szene: Fünf Menschen sitzen dicht
gedrängt, aber um lässiges Lungern bemüht, an einem winzigen Tischchen in
einem ansonsten leeren Café. Ab und an ist ein träges Tippen zu vernehmen.
Es treten auf: "Benz", eigentlich Mikhail Semenko, lebt auf großem Fuß,
fährt einen Mercedes S 500. "Blume", Cynthia Murphy, Hortensienzüchterin.
"Biene", Richard Murphy, ihr Mann. "Professor", Juan Lazaro, Akademiker und
Freund unsichtbarer Tinte. "Red Head", Anna Chapman, moderne Mata Hari.
Ferner chatten mit: "Führungsoffizier" aus dem Hauptquartier in Moskau.
"Hoher Führungsoffizier" aus dem Kreml.
Führungsoffizier (schreibt): Habt ihr denn nun schon herausgefunden, was
die Amerikaner über die Abrüstung denken?
Benz: Das ist nicht so einfach, wie wir dachten :-(
Führungsoffizier: Was? Wieso? Ihr bekommt doch alle Unterstützung, die ihr
kriegen könnt!
Red Head: Ja, aber wir müssen da an ganz heiße Quellen ran. Um es klar zu
sagen: Wir brauchen mehr Geld ;-)
Führungsoffizier: Was? Erst letzte Woche haben Sie 10.000 Dollar bekommen,
was wollen Sie denn noch?
Benz: 20.000. Die Frage ist doch: Was wollen Sie? Profis, die ihre Aufgaben
machen? Oder einen Haufen Anfänger?
Führungsoffizier: Okay. Wenns denn sein muss.
Benz (klatscht alle ab und ruft): Gebongt! Plasmabildschirme für euch. Und
die neuen Alufelgen für mich. Wir sind guu-uut. Wir sind guu-uut.
Blume: Und jetzt erzähl ihm das mit dem Haus, Richard!
Biene: Aber wir haben doch schon letztes Mal die neuen Fenster …
Blume: Richard, schreibs einfach. Die Hypothek ist wieder fällig, das
Garagentor ist kaputt, neue Hortensien könnten wir auch mal wieder
brauchen. Und mach endlich mal hinne, ich muss zum Fango.
Benz (googelt im Netz die verschiedenen Umfrageinstitute durch, murmelt):
Amerikanische Haltung … Abrüstung … tja, man muss nur wissen, wo man zu
suchen hat.
Führungsoffizier: Und die Kampfflugzeuge in San Diego? Unser Satellit
liefert keine brauchbaren Bilder mehr …
Professor (zoomt sich bei Google Earth an San Diego heran): … zwei, drei
Dutzend stehen da noch rum. Alles wie gehabt.
Führungsoffizier: Gute Arbeit. Dann kann sich unsere Luftverteidigung
darauf einstellen. Aber woher wissen Sie …
Biene: Die Laubblätter der Hortensie sind gegenständig, selten auch
quirlig. Bei den meisten Arten ist die Blattspreite einfach, groß und am
Rande gesägt. Es gibt allerdings auch Arten mit glattem Blattrand oder mit
fiederspaltigen Blättern. Nebenblätter fehlen.
Führungsoffizier: ???
Blume: Genau! Und es werden Kapselfrüchte gebildet. Die kleinen Samen sind
geflügelt. Oder ungeflügelt. Ist es nicht schade, dass so was Schönes in
Russland nicht wächst?
Führungsoffizier: Daran arbeiten wir doch hier alle gemeinsam! Damit
Russland wieder stark wird. Mit Hortensien, wenns sein muss. Wart ihr denn
schon bei Rays Hell-Burger in Arlington? Da passiert demnächst was ganz
Großes. (Medwedjew und Obama haben da gegessen; Anm. d. Red.)
Red Head: Rays Hell? Die mit dem Ekelkäse? Da kannst du allein hinfahren
und das Zeug fressen, Sergej-Dude.
Benz: Wenn du denn ausreisen dürftest :-)
Blume: Hihi, genau. Kennst du schon den kürzesten Witz Russlands? Ein
Führungssoffizier bekommt Urlaub!
Red Head (köpft eine Flasche Tequila, verpasst nebenbei ihrem
Facebook-Account ein neues Motto): "Wenn du es dir vorstellen kannst,
kannst du es erreichen; wenn du es dir erträumen kannst, kannst du es
werden." Das passt zu mir. Prost.
Benz: Ach, übrigens. DAGEGEN!
Führungsoffizier: Was? Wogegen?
Benz: Die Amis sind gegen Abrüstung, jedenfalls bei sich.
Führungsoffizier: Und das ging jetzt so schnell?
Red Head: Heiße Quellen, Boss, sag ich doch. Deine 20.000 sind bei uns gut
angelegt.
Hoher Führungsoffizier: Und, wie läufts?
Führungsoffizier: Wieder 20.000 Euro abgezockt, ausgelacht haben sie mich,
und die Informationen muss man denen förmlich aus der Nase ziehen. Die
nerven echt total. Manchmal habe ich das Gefühl, diese Investition hat sich
nicht gelohnt. Denen müsste man echt mal so was von eine reinhauen …
Hoher Führungsoffizier: Sergej. Ruhig. Da gibt es andere Wege. Ich rufe
jetzt mal meinen Kumpel Bill beim FBI an…
1 Jul 2010
## AUTOREN
Daniel Schulz
Arno Frank
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