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# taz.de -- Kommentar David McAllister: Funktionär mit Gimmick
> Der neue Ministerpräsident in Hannover trägt Schottenrock. Doch Wulffs
> Nachfolger ist keine kantige Persönlichkeit, sondern ein strammer
> Politkarrierist.
Bild: Wie erfrischend! David McAllister mit Töchtern.
Der neue Ministerpräsident von Niedersachsen trägt den Namen David
McAllister. Er besitzt neben dem deutschen einen britischen Pass und
heiratete einst im Schottenrock. Diese Eigenschaften vermarktet die CDU,
und viele Medien bedanken sie mit großem Hallo: Wie interessant! Wie
erfrischend! In den Gauck-Tagen wurde der uniformen Politwelt wenigstens
für den Moment eine kantige Biografie hinzugefügt. Und nun, so wird
gehofft, findet das wenigstens seine Fortsetzung in Niedersachsen, wo eine
neue spannende Figur auftaucht.
Das ist leider Unfug. Denn McAllisters Laufbahn steht für das Gegenteil von
Gauck. Mit 17 CDU-Mitglied, dann Jurastudium, kurz Rechtsanwalt, schnell
Politprofi. Schon mit 31 hatte er einen eigenen Fahrer und bekam die
tägliche Dosis an inszenierten Terminen. Der Berufspolitiker Christian
Wulff zog einen Berufspolitiker heran, machte ihn zum Generalsekretär, zum
Fraktionschef, zum Landesvorsitzenden. Eine gerade Linie, Punkt für Punkt,
krisenlos. Um die ländliche CDU wirbt McAllister mit ein paar markigen
Sprüchen, um die Städter mit vergleichsweise fortschrittlichen Positionen
zu Kinderbetreuung oder Einwanderungspolitik. Risiken zu minimieren,
Positionen auszutarieren, Entscheidungen abzusichern - das hat er sich fast
bis zur Unkenntlichkeit angewöhnt. Seine Interviews klingen so langweilig,
dass man sich fragt, ob der Radiomoderator versehentlich ein Callcenter im
Konrad-Adenauer-Haus erwischt hat. Am Mittwoch sagte er brav seine
Regierungserklärung auf: "Tatkraft", "Wettbewerb der Ideen",
"Schienenpersonennahverkehr". Einzig seine gewinnenden Worte für
Einwanderer waren wirklich bemerkenswert, aber nicht neu.
McAllisters Marketingkonzept ähnelt dem jener Kinderzeitschriften, zu denen
ein kleines Spielzeug gepackt wird. Gimmick heißt so etwas, es soll die
Attraktivität steigern. Was die Zeitschrift wirklich enthält, darüber sagt
die Zugabe jedoch gar nichts aus.
2 Jul 2010
## AUTOREN
Georg Löwisch
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