# taz.de -- Kolumne Afrika Afrika: 4.000 Kilometer Fußball | |
> Die Fußball-WM kam nach Südafrika, doch wie kommt man dahin? | |
> Busgesellschaften haben Fans aus den unterschiedlichsten Ländern heran | |
> gekarrt. Die Reise dauerte oft mehrere Tage. | |
Für Mohamed Hassam war die WM in Südafrika die Chance seines Lebens. Er | |
würde wohl nie wieder eine Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden | |
erleben, dachte sich der 50-jährige Geschäftsmann aus Jinja in Uganda. "Ich | |
sprang vor Freude in die Luft, als ich hörte, die WM kommt nach Afrika, und | |
überlegte, wie ich da wohl hinkomme", erzählt er. Der Ugander gehört zu | |
hunderten Fußballfans vor allem aus Ostafrika, die auf dem Landweg nach | |
Südafrika gekommen sind, um Afrikas WM zu feiern. "Ich war so froh, als ich | |
ankam", sagt er. "Es war so ein tolles Gefühl, in Südafrika zu sein." | |
Die Busgesellschaft Kampala Coach Services aus der ugandischen Hauptstadt | |
hat Fußballzuschauer aus Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda, Burundi und der | |
Demokratischen Republik Kongo nach Südafrika gekarrt. Eine andere ist | |
Akamba Bus Services. "Wir haben damit im Februar angefangen", sagt | |
Kampala-Geschäftsführer Jamal Ahmed Mohamed. Drei Busse fahren die über | |
4.000 Kilometer lange Strecke aus Nairobi Richtung Süden. Man überquert | |
vier Staatsgrenzen in sechs Tagen, eine Rückfahrkarte kostet zwischen 1.000 | |
und 2.500 US-Dollar, Verpflegung, Zwischenhalte, innersüdafrikanischer | |
Transport, Unterbringung in Zelten in Südafrika für eine Woche inbegriffen. | |
Der Weg von Kenia über Tansania, Sambia und Botswana nach Südafrika ist | |
anstrengend, aber auf dem Weg in die Regenbogennation gibt es viel zu | |
sehen. "Es dauerte lange und wir waren furchtbar müde, aber es war auch | |
eine Sightseeing-Expedition", berichtet Mohamed Hassam über seine Busreise | |
mit 35 anderen Passagieren. "Es war toll, die Victoria-Fälle zu sehen. So | |
eine schöne Landschaft!" Aber es war auch kompliziert, die vielen | |
Grenzkontrollen zu überstehen. "Man hat uns gewarnt, aus Sicherheitsgründen | |
nicht nachts zu fahren", sagt Jamal. "In Botswana stießen wir sogar auf | |
eine Elefantenherde. Aber man sagte uns, dass die nichts tun." | |
Der kenianische Sportjournalist Joshua Kemboi ist ebenfalls mit dem Bus zur | |
WM gekommen. Für ihn beweist das, wie wichtig die WM für Ostafrika ist, | |
obwohl kein einziges ostafrikanisches Land jemals an einer | |
Fußballweltmeisterschaft teilgenommen hat: "Die Fans meinen es ernst." Es | |
gibt sogar Ostafrikaner, die mit dem eigenen Auto nach Südafrika gefahren | |
sind. | |
Warum aber ist Ostafrika auf der internationalen Fußballbühne überhaupt | |
nicht präsent? Der Ugander Hassam weiß sofort die Antwort: "Unser Fußball | |
ist nicht professionell, es gibt keine gute Führung." Der mitgereiste | |
Kenianer Humphrey Irahuya meint: "Ich glaube, bei uns hat Korruption den | |
Sport getötet. Es gibt in Ostafrikas Fußball einfach zu viel Korruption. | |
Das Problem in Kenia ist, dass Fußball weniger auf dem Platz gespielt wird | |
als in den Büros" - er meint die Machtspiele in den Fußballvereinen. Jetzt | |
unterstützt der Kenianer die Niederlande. Obwohl es ihm in der Tiefe seines | |
Herzens egal ist, wer Weltmeister wird. "Ich möchte einfach nur guten | |
Fußball sehen." | |
Die letzte Busreisegruppe von 38 Ostafrikanern ist noch in Südafrika. | |
Rückfahrbeginn ist am kommenden Montag, 12. Juli, am Tag nach dem Endspiel. | |
Vor dem Wochenende danach wird wohl niemand zu Hause sein. | |
6 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Reuben Kyama | |
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