# taz.de -- Umweltverband zum NRW-Koalitionsvertrag: "Ein guter Zwischenschritt" | |
> Umweltverbände loben einhellig das Energie- und Klimapaket der neuen | |
> Koalition in Nordrhein-Westfalen (NRW). BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen | |
> beobachtet einen Paradigmenwechsel in der SPD. | |
Bild: "Für das Kohleland der Republik ist dieses Ziel ambitioniert" | |
taz: Herr Jansen, 40 Prozent Kohlendioxid sollen bis 2020 bundesweit | |
eingespart werden. Wieso loben Sie die rot-grüne Regierung in NRW dafür, | |
dass sie in diesem Zeitraum nur 25 Prozent einsparen will? | |
Dirk Jansen: Für das Kohleland der Republik ist dieses Ziel ambitioniert. | |
Und bis 2050 sollen es insgesamt 95 Prozent werden. Bislang hat das Land | |
gegenüber 1990 nur etwa 10 Prozent seiner Treibhausgasemissionen reduziert. | |
Da ist die 25-Prozent-Marke ein guter Zwischenschritt - auch wenn wir uns | |
mehr gewünscht hätten. | |
Umweltverbände sollten Visionen in die Politik tragen, Druck machen. Wie | |
können sie das, wenn sie solche Verhandlungsergebnisse einfach nur | |
abnicken. | |
Vorsicht: Wir haben ein Klimaschutzgesetz vorgeschlagen. Und NRW wird jetzt | |
das erste Flächenland sein, das ein eigenes verbindliches Klimaschutzgesetz | |
verabschiedet. Wir haben auch viele andere Forderungen im Hinblick auf die | |
Reduktion von Braun- und Steinkohle eingebracht, die jetzt umgesetzt | |
werden. Die SPD ist dabei, einen Paradigmenwechsel einzuleiten, weg von der | |
Kohlepartei, hin zu einer Partei der erneuerbaren Energie und | |
Energieeffizienz. | |
Angenommen, die Regierungskoalition wäre schwarz-gelb und hätte sich | |
dieselben Ziele gesetzt. Hätte der BUND so zahm reagiert? | |
Die Frage ist rein hypothetisch. Die alte Landesregierung hatte ja ein | |
unverbindliches Klimaschutzprogramm, das keine Klimaziele für 2050 vorsah, | |
für 2020 allerdings 33 Prozent. Das war eine durch keinerlei Maßnahmen | |
unterfütterte Luftnummer. Im Gegenteil: Als zentrales Element der | |
Klimaschutzstrategie von CDU und FDP musste der Neubau von zehn | |
Klimakiller-Kohlekraftwerken herhalten. | |
Wenn die jetzt nicht gebaut werden, warum sind dann nicht mehr als 25 | |
Prozent drin? | |
Wir haben kaum Hilfe von der Bundesebene. Die Fördermittel für | |
Kraft-Wärme-Kopplung und Gebäudedämmung wurden drastisch gekürzt. Und die | |
mehr als zwanzig laufenden Kohlekraftwerke sind unbefristet genehmigt. Die | |
Landesregierung kommt da nicht ran. Und zwar weil sich die Bundesregierung | |
weigert, Änderungen im Immissionsschutzgesetz zur Abschaltung von | |
Altanlagen zu machen. | |
8 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Jörg Zeipelt | |
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