# taz.de -- Moratorium gescheitert: Ölfirmen dürfen weiter bohren | |
> Die Ölbranche fürchtete Umsatzeinbußen und zog vor Gericht. Das Ergebnis: | |
> Die US-Regierung darf kein Moratorium für Ölbohrungen in der Tiefsee | |
> verhängen. | |
Bild: Sollten erst mal Pause machen, jetzt dürfen sie weiter fördern: Ölplat… | |
BERLIN taz US-Präsident Barack Obama hat in seinem Versuch, | |
Tiefseebohrungen zumindest kurzfristig zu verbieten, einen erneuten | |
Rückschlag erlitten. Das von der US-Regierung verhängte sechsmonatige | |
Moratorium bleibt weiter außer Kraft. Ein Gericht in Louisiana wies am | |
Donnerstag (Ortszeit) einen Berufungsantrag aus Washington ab. Es betätigte | |
damit ein Urteil eines Bundesgerichts in New Orleans. Dieses hatte den | |
Öl-Bohrstopp für alle Bohrungen in mehr als 150 Meter Tiefe im Juni per | |
einstweiliger Verfügung aufgehoben. Die Begründung der Berufungsrichter: | |
Die Regierung habe nicht glaubhaft darstellen können, dass durch die | |
Bohrungen die Gefahr für irreparable Schäden entstehe. | |
Das Moratorium der US-Regierung war eine Reaktion auf die verheerende | |
Ölkatastrophe, die sich seit der Explosion der Bohrplattform "Deepwater | |
Horizon" im April vor der US-Küste ereignet. Nach Auffassung von Präsident | |
Obama ergebe es keinen Sinn, die Förderaktivitäten fortzusetzen, solange | |
die Ursache für das Unglück nicht geklärt sei, hieß es aus dem Weißen Haus. | |
Arbeiter und Umwelt würden damit einer unabsehbaren Gefahr ausgesetzt. | |
Seitdem steht die Arbeit auf 33 Ölplattformen vor der US-Küste still. | |
Aus Angst vor Umsatzeinbußen zogen 32 Firmen aus der Ölbranche vor Gericht. | |
Sie bezeichneten das Verbot als "willkürlich" und warfen der Regierung vor, | |
die Branche in Sippenhaft zu nehmen. Das erste Gericht war dieser | |
Argumentation gefolgt und eine einstweilige Verfügung gegen das Moratorium | |
erlassen. Die Regierung dürfe nicht aus einer Panne eine unmittelbare | |
Gefahr durch alle Bohrungen herleiten. Schließlich füge der Bohrstopp einer | |
ganzen Region erheblichen wirtschaftlichen Schaden zu. | |
Die US-Regierung hatte den Richtern damals einen Rechtsfehler vorgeworfen. | |
Innenminister Ken Salaza kündigte an, in Berufung zu gehen und parallel ein | |
neues, besser begründetes Moratorium vorzulegen. US-amerikanische | |
Umweltverbände verurteilten die Entscheidung ebenfalls scharf. Zustimmung | |
kam aber aus Teilen der Republikanischen Partei. In die Zweifel an dem | |
Urteil mischte sich auch Kritik am Gericht: Aus der finanziellen | |
Selbstauskunft des Vorsitzenden Richters Martin Feldman aus dem Jahr 2008 | |
ging hervor, dass er Beteiligungen an mehreren Öl- und Gasunternehmen hatte | |
- unter anderem an Transocean, dem die "Deepwater Horizon" gehörte, und dem | |
ebenfalls beteiligten Halliburton. Unklar blieb, ob die Aufstellung noch | |
aktuell war. Viele US-Bundesrichter der Golfregion halten Beteiligungen an | |
Öl- und Gasfirmen. | |
Der US-Bundesstaat Florida hat unterdessen angekündigt, ein Verbot von | |
Bohrungen vor seiner Küste in seiner Verfassung verankern zu wollen. | |
Gouverneur Charlie Crist berief eine Sondersitzung des Kongresses ein. | |
9 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Jonas Vogt | |
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