# taz.de -- Einigung auf NRW-Koalition: Das rot-grüne Wagnis | |
> SPD und Grüne in NRW haben auf ihren Landesparteitagen dem | |
> Koalitionsvertrag zugestimmt. Hannelore Kraft soll zur | |
> Ministerpräsidentin einer Minderheitsregierung gewählt werden. | |
Bild: Frauenpower in NRW: Hannelore Kraft (re) und Sylvia Löhrmann von den Gr�… | |
KÖLN/NEUSS rts | Der Weg für eine rot-grüne Minderheitsregierung in | |
Nordrhein-Westfalen ist frei. Am Samstag nahmen SPD und Grüne auf ihren | |
Landesparteitagen den Koalitionsvertrag an. Nun soll SPD-Landeschefin | |
Hannelore Kraft am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag zur Ministerpräsidentin | |
gewählt werden. Sie will Jürgen Rüttgers ablösen, dessen schwarz-gelbe | |
Regierung am 9. Mai abgewählt wurde. | |
Während die Entscheidung der SPD in Köln einstimmig fiel, votierten die | |
Grünen in Neuss bei zwei Gegenstimmen mehrheitlich für den | |
Koalitionsvertrag. Dieser sei "eine belastbare Grundlage für erfolgreiche | |
Regierungsarbeit über fünf Jahre", sagte Kraft vor den rund 460 Delegierten | |
ihrer Partei. "Ich habe ein wirklich gutes Gefühl für diese | |
Regierungszeit." | |
Weil Rot-Grün nur über 90 der 181 Sitze im Landtag verfügt, muss sich die | |
Koalition auch um Zustimmung bei den übrigen Parteien bemühen - etwa wenn | |
sie den Haushalt aufstellt. Kraft sagte, sie wolle die Politik ihrer | |
Minderheitsregierung "so stabil wie möglich" gestalten. | |
"Fundamentalopposition und Schmollecke bringen unser Land nicht weiter", | |
sagte sie an die Opposition gerichtet. Sie verteidigte die Entscheidung für | |
die Minderheitsregierung: Während die Linkspartei "Regierungs- und | |
Oppositionspartei in einem sein wolle", brauche die FDP Zeit, um sich | |
inhaltlich zu verändern. Die Sondierungsgespräche mit beiden Parteien waren | |
gescheitert. | |
"Wir wissen, dass eine Minderheitsregierung ein Wagnis ist", sagte | |
Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann. Sie soll Krafts Stellvertreterin | |
und Bildungsministerin werden. Dass die Koalition noch in diesem Jahr | |
scheitere, könne sie nicht ausschließen, sagte Löhrmann. "Wenn die anderen | |
Fraktionen blockieren und sich verweigern, liegt das aber nicht an uns." | |
Bei der Wahl Krafts zur ersten Ministerpräsidentin im bevölkerungsreichsten | |
Bundesland fehlt SPD und Grünen nur eine Stimme zur absoluten Mehrheit. | |
Beide Parteien verfügen aber über zehn Mandate mehr als CDU und FDP | |
zusammen. Nur in den ersten drei Wahlgängen ist eine absolut Mehrheit | |
nötig, im vierten könnte Kraft gestützt auf die Stimmen von SPD und Grünen | |
zur Ministerpräsidentin gewählt werden. | |
In der neuen Regierung soll die SPD laut Koalitionsvertrag sieben | |
Ministerien führen, darunter das Finanz-, Wirtschafts-, Justiz- und das | |
Innenministerium sowie die Staatskanzlei. Die Grünen erhalten drei | |
Ressorts: Bildung, Umwelt und Gesundheit. | |
Rot-Grün übernimmt eine Neuverschuldung von mehr als neun Milliarden Euro. | |
Die Schuld daran trägt Kraft zufolge die Regierung Rüttgers, die "die wahre | |
Haushaltslage massiv verschleiert" habe. Die SPD und die Grünen wollen in | |
Zukunft einen Schwerpunkt auf die Finanzierung von Bildung und Kommunen | |
legen und die Studiengebühren abschaffen. | |
10 Jul 2010 | |
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