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# taz.de -- Verfassungsbeschwerde gegen Hobbywaffen: Schützen wittern "Volksve…
> Eine Initiative will vor dem Verfassungsgericht ein Verbot von privaten
> Schusswaffen einklagen. Sie wird bedroht, der Schützenverband wittert
> "Volksverhetzung".
Bild: Sportwaffen oder Mordwaffen? Das Waffengesetz ist scharf genug, finden Sp…
BERLIN taz | Den Auftakt haben die deutschen Schützen bei ihrer Heim-WM
vermasselt: Weder mit dem Luftgewehr noch mit der Flinte konnten sie sich
am Samstag in die Finals vorkämpfen. Derzeit läuft die 50.
Weltmeisterschaft der Sportschützen in München, mit 2.600 TeilnehmerInnen
die größte, die es je gab. Zur Eröffnung kamen Jacques Rogge, Präsident des
Internationalen Olympischen Komitees, Bayerns Ministerpräsident Horst
Seehofer, der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude.
Es soll um Sport, Konzentration und Athleten gehen, nicht um die Frage,
inwieweit 10 bis 12 Millionen Schusswaffen in Deutschland eine Gefahr für
die Bevölkerung darstellen. Doch ausgerechnet vor der eigenen WM erhebt
Roman Grafe Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe: Das gültige Waffenrecht
stelle das Recht auf Schießsport über das Recht auf Leben, argumentiert der
Sprecher der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen". "Die meisten
Sportschützen wollen trotz etlicher Amokläufe nicht auf tödliche Waffen
verzichten. Das ist im Grunde Egoismus", sagt er. Er fordert, dass niemand
in Deutschland privat Waffen besitzen darf, es sei denn er ist Jäger,
Polizist oder besonders gefährdet. Unterstützt wird Grafe von Eltern, deren
Kinder beim Amoklauf in Winnenden und Wendlingen von einem Sportschützen
erschossen wurden.
Viele im DSB mit seinen 1,4 Millionen Mitgliedern sind wütend. "Wir sind es
leid, immer als die Schuldigen dazustehen, wenn jemand mit einer
Schusswaffe umgebracht wird", schimpft Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des
DSB gegenüber der taz. Volksverhetzung, Verunglimpfung und Verleumdung
wirft er der Initiative vor. Kohlheim findet, die Gleichung "Sportwaffen
gleich Mordwaffen" und die Internetseite [1][sportmordwaffen.de]
suggeriere, dass Sportschützen nichts anderes im Sinn hätten, als bei
nächster Gelegenheit zu morden.
Das Waffenrecht sei bereits scharf genug und biete genügend Sicherheit.
"Auch wenn dieser Vergleich etwas hinkt: Eigentlich müssten Sie dann auch
Motorräder verbieten. Wissen Sie, wie viele unschuldige Menschen jedes Jahr
durch Unfälle sterben?" Der Verfassungsbeschwerde gibt der 68-jährige
Jurist keine Aussicht auf Erfolg. Warum aber schießt man nicht einfach mit
ungefährlichen Druckluftwaffen? "Das wäre eine andere Sportdisziplin. Dann
können Sie in der Leichtathletik den 400-Meter-Sprint abschaffen, weil es
ja bereits einen 100-Meter-Sprint gibt."
Grafe wirft Kohlheim vor, mit Unterstellungen die Schützen aufzuhetzen.
Niemals habe er sie mit Mördern gleichgestellt, auch die Phrase
"Sportwaffen gleich Mordwaffen" verwende er nicht. "Herr Kohlheim verdreht
den Namen der Initiative absichtlich. Dabei müsste er die eigenen Leute
zügeln", sagt Grafe. Die Initiative erhält regelmäßig Hassmails und wurde
bereits mehrfach bedroht. Ähnlich geht es Barbara Nalepa. Sie verlor ihre
Tochter in Winnenden und reichte die Verfassungsbeschwerde mit ein. Auch
sie setzt sich gegen Waffen ein - nicht gegen Schützen, wie sie sagt.
Auch sie wird angerufen: Manche Waffenbesitzer fragen, warum sie ihnen ihr
Hobby wegnehmen will, und suchen ein ernstes Gespräch. Die meisten jedoch
nicht. "Wir sind so oft beleidigt worden. Woher kommt eigentlich die Wut
dieser Menschen? Ich bin doch diejenige, die ihre Tochter verloren hat",
sagt Nalepa. Und ergänzt: "Ich würde mich sehr freuen, wenn die Richter das
Recht auf Leben anerkennen würden."
1 Aug 2010
## LINKS
[1] http://sportmordwaffen.de
## AUTOREN
Ingo Arzt
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