# taz.de -- Monsunregen und Überschwemmungen: Mehr als 1100 Tote in Pakistan | |
> Zehntausende Menschen von der Außenwelt abgeschnitten, Dörfer dem | |
> Erdboden gleichgemacht: Überschwemmungen haben im Norden Pakistans zu | |
> einer Katastrophe geführt. | |
Bild: Warten auf die Evakuierung: Überflutetes Gebiet in Pakistan. | |
ISLAMABAD dpa | Nach heftigen Monsunregen und Überschwemmungen im Norden | |
Pakistans sind mehr als 1100 Menschen gestorben. Fast alle davon kamen in | |
der Nordwest-Grenzprovinz Khyber-Pakhtunkhwa ums Leben, sagte am Sonntag | |
der Sprecher des Rettungsdienstes. Dutzende wurden vermisst. Nach Angaben | |
der Vereinten Nationen sind in der Region noch rund 27.000 Menschen von der | |
Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt seien 1,1 Millionen Pakistaner von den | |
Fluten betroffen, die Medien als die schlimmsten seit mehr als 80 Jahren | |
bezeichneten. Die EU stellte 30 Millionen Euro Soforthilfe bereit. Auch die | |
Bundesregierung sagte Pakistan Unterstützung zu. | |
Besonders betroffen sind nach Behördenangaben die Gebirgsdistrikte Shangla | |
und Swat, wo zahlreiche Flüsse über die Ufer traten und ganze Landstriche | |
überfluteten. Viele Dörfer seien von den Wassermassen dem Erdboden | |
gleichgemacht worden. Auch in anderen Teilen Nordpakistans forderten | |
Unwetter Todesopfer. Im pakistanischen Teil Kaschmirs kamen nach | |
Behördenangaben bislang mindestens 57 Menschen ums Leben. | |
Mehr als 30.000 Rettungskräfte und Soldaten waren am Wochenende in den | |
Überschwemmungsgebieten im Einsatz. Ein Armee-Sprecher teilte mit, etwa | |
19.000 Menschen seien mit Hubschraubern und Booten in Sicherheit gebracht | |
worden. Wegen fortgerissener Brücken und überschwemmter Straßen kamen die | |
Rettungsarbeiten nur langsam voran. In den Massenunterkünften steigt | |
aufgrund schlechter hygienischer Verhältnisse die Gefahr von Seuchen. Ärzte | |
berichteten aus Notlagern von Ausschlägen und Durchfallerkrankungen. Zudem | |
gebe es Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln. | |
Der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz, Mian Iftikhar Hussain, | |
bat die internationale Gemeinschaft um rasche Hilfe. Sollte es keine | |
Unterstützung für die örtlichen Rettungskräfte geben, "könnte die Situation | |
zu einem großen humanitären Desaster" werden. | |
Mit dem Geld der EU sollen Notunterkünfte, Decken sowie die Aufbereitung | |
von Trinkwasser und der Bau von Toiletten finanziert werden, teilte die | |
EU-Kommission am Sonntag in Brüssel mit. Die humanitäre Hilfe sei nicht nur | |
für Flutopfer bestimmt, sondern auch für Menschen, die vor Gewalt und | |
Terror auf der Flucht seien. Das Geld werde an Betroffene gehen, die ihr | |
Hab und Gut verloren haben oder deren Häuser zerstört wurden. "Die | |
Sicherheitslage und die humanitäre Situation in Pakistan sind sehr | |
unsicher", sagte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin | |
Kristalina Georgieva. | |
Das Auswärtiges Amt in Berlin will bis zu 500.000 Euro humanitäre | |
Soforthilfe für Pakistan zur Verfügung stellen. Das kündigte Außenminister | |
Guido Westerwelle (FDP) an. Mit dem Geld sollen unter anderem | |
Notunterkünfte, Decken und Trinkwasser finanziert werden. Auch zahlreiche | |
Hilfswerke wie Caritas International nahmen unterdessen ihr Arbeit in der | |
Krisenregion auf. | |
Der Monsun beginnt in Südasien in der Regel Anfang Juni und dauert bis | |
September. In diesem Zeitraum wandert das Regengebiet vom Süden des | |
indischen Subkontinents in Richtung Norden. Den Nordwesten Pakistans hatte | |
der Monsun Mitte Juli erreicht. Bei den Unwettern sterben jährlich viele | |
Menschen, schwere Schäden werden verursacht. Meteorologen warnten am | |
Sonntag vor weiteren heftigen Regenfällen. | |
1 Aug 2010 | |
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