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# taz.de -- Besiedlung: Kultiviertes Armenhaus
> Die neue Ausstellungshalle des Emsland Moormuseums wurde um den Ottomeyer
> Dampfpflug herum gebaut, das Symbol des "Emslandplans".
Bild: Monströs: Der Kipp-Pflug "Mammut" diente zur Kultivierung von Hochmoorb�…
Es war einst das "Armenhaus Deutschlands": das Bourtanger Moor im
deutsch-niederländischen Grenzgebiet zu beiden Seiten der Ems, mit
seinerzeit 1.200 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Hochmoor
Europas. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschloss die deutsche Regierung
1950 den "Emslandplan", um das Gebiet urbar zu machen. Das Emsland
Moormuseum erzählt in seiner neu eröffneten Dauerausstellungshalle, wie das
vor sich ging.
Herzstück der Ausstellung ist der Ottomeyer-Dampfpflug, ein Tiefpflug vom
Typ "Mammut", und zwei der einst vier Lokomobile, mit denen er angetrieben
wurde. Mit seinem Gewicht von mehr als 30 Tonnen und einer Höhe von acht
Metern sieht der Pflug aus wie ein Dinosaurier. Die Firma Ottomeyer in Bad
Pyrmont hatte das Gerät, das sich bis zu 2,15 Meter tief in die Erde graben
konnte, 1950 eigens zur Moorkultivierung hergestellt.
Die neue Ausstellungshalle des Moormuseums wurde quasi um diesen
"Mammut"-Pflug herum gebaut. Eine aufwändige Bodenkonstruktion aus Beton
und Stahl trägt die Last. Fotowände mit historischen Aufnahmen erzählen die
Geschichte der Emslanderschließung samt Moorbesiedlung, für die es
politisch drei Gründe gab: Die aus dem Osten kommenden Flüchtlingsströme,
die Angst vor niederländischen Annexionsplänen und Erdölfunde, die bereits
seit 1942 ausgebeutet wurden.
Sehr plastisch erklärt die Ausstellung, wie das einst gefürchtete Moor
schrittweise zu einem Siedlungsraum wurde. An Interview-Stationen berichten
Zeitzeugen von den Mühen ihrer Existenzgründung im Moor. Das ist
Vergangenheit: 1971 hatte der "Mammut"-Pflug ausgedient, für den modernen
Torfabbau verwendete man kleinere Geräte. "Inzwischen verschwinden die
großen Maschinen komplett aus dem Moor", sagt Ansgar Becker,
wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Leiter des
Moormuseums. Für die Bewirtschaftung reichten Traktoren inzwischen aus. Im
Vordergrund stehe heutzutage sowieso nicht mehr die Torfindustrie, sondern
die Renaturierung.
Drei Fenster geben den Blick aus dem Museum in das Umland frei. Dort, wo
sich Arbeiter jahrzehntelang plagen mussten, erobert die Natur ihr Terrain
zurück. 2006 wurde das Gebiet zum "Internationalen Naturpark Bourtanger
Moor-Bargerveen" erklärt. Nicht mehr harte Maloche zählt, sondern
nachhaltiger Tourismus in einer ökologisch wertvollen Umgebung. Auf einem
gut erschlossenen Netz aus Fahrradwegen können die ehemaligen
Abtorfungsflächen abgefahren werden.
3 Aug 2010
## AUTOREN
Susanna Austrup
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