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# taz.de -- Kommentar Schwarzer vs. Kachelmann: Schwarzer schlägt zu
> Alice Schwarzer schickte "Post an Kachelmann" und vergleicht
> sadomasochistischen Sex mit Vergewaltigung. Es nervt echt, Alice – es ist
> Zeit, abzutreten.
Bild: Alice Schwarzer, aufgenommen 2005 im Schauspielhaus in Zürich bei einer …
Alice Schwarzer hat mal wieder zugeschlagen. Nervte sie doch schon in den
80er Jahren mit ihrer PorNo-Kampagne, in der behauptet wurde, Pornografie
wäre per se frauenverachtend. In den 90ern legte sie dann mit einem
expliziten Fokus auf sadomasochistische Pornografie – in Schwarzers Worten
"Gewaltpornografie" – nach. Die schönen Fotos von Helmut Newton hat
Schwarzer als "faschistisch" bekämpft. Und auch in der Causa Kachelmann
mischt die Feminismus-Altmeisterin mit – man hätte die Uhr danach stellen
können.
Anlass für eine öffentliche Erwiderung an Kachelmann war eine E-Mail vom
Sonntagabend, in der er sich "höchstvorsorglich" darum bewarb, die
EMMA-Redaktion zu besuchen. Um zu berichten, "wie sich vier Monate
unschuldig im Knast so anfühlen". Der "geschätzten Kollegin Schwarzer" ließ
er "schöne Grüße" ausrichten. Das hört sich sarkastisch an, ob es so
gemeint war – unklar. Die ganze Mail liegt online nicht vor, Schwarzer
zitiert lediglich ein paar prägnante Stellen und antwortet mit dem
ellenlangen Beitrag "[1][Post an Kachelmann]".
An Jörg Kachelmann schrieb Schwarzer unter anderem: "Vielleicht geht Ihnen
aufgrund Ihrer Sexualpraktiken aber auch alles durcheinander" und setzt
Kachelmanns erotische Vorlieben direkt mit Vergewaltigung gleich:
"Vielleicht wissen Sie gar nicht, dass das kein Spielchen ist, wenn eine
Frau im Ernstfall Nein sagt, sondern Ernst. Und übrigens: Auch nette Männer
vergewaltigen manchmal, Kollege Kachelmann. Leider."
Ob Jörg Kachelmann vergewaltigt hat oder nicht, wird vor Gericht geklärt.
Es ist bislang nicht überliefert, ob die Frau "Nein" gesagt hat. Es ist zu
hoffen, dass sich die verworrene Situation aufklären lässt und dass nicht
die Medienkampagnen von der einen oder der anderen Seite bei dem Verfahren
den Ausschlag geben.
Sicher ist aber: Weder Sadomasochismus noch Promiskuität sind in
Deutschland strafbar – zum Glück. Wenn sich Jörg Kachelmann und eine seiner
Partnerinnen einvernehmlich entschieden haben, Fesselspiele zu betreiben,
wenn sie sich entschieden haben, dass er sie schlägt, dann hat das mit
Vergewaltigung nichts zu tun. Wenn die Frau "Ja" sagte und "Nein" meinte,
ist das auch noch keine Vergewaltigung, so sehr Beziehungen mit ungleich
verteilter Macht zu kritisieren sind.
Alice Schwarzer lag schon mit der PorNo-Kampagne falsch. Heute kommt noch
die Verbohrtheit des Alters hinzu. Es ist Zeit, dass Schwarzer als
Feministin Nummer eins abtritt. Frau – und Mann – kann die Ungleichheit der
Geschlechter besser kritisieren, wenn Fakten eine Rolle spielen – und nicht
die selbe misstönende Schallplatte, die Schwarzer seit mehr als 30 Jahren
abspielt.
4 Aug 2010
## LINKS
[1] http://www.aliceschwarzer.de/publikationen/blog/?tx_t3blog_pi1%5BblogList%5…
## AUTOREN
Julia Seeliger
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