# taz.de -- Überwachung in den Golfstaaten: Der zu geheime BlackBerry | |
> Das BlackBerry ist sehr beliebt, weil verschlüsselt und damit sicher | |
> kommuniziert werden kann. Daran stören sich die Golfstaaten – und wollen | |
> es verbieten. | |
Bild: BlackBerry-Shop in Dubai. | |
Ein kleines Techtelmechtel oder gar ein heimlicher Liebesschwur? Eigentlich | |
undenkbar in einem Land wie Saudi-Arabien. Doch BlackBerrys bieten jungen | |
Saudis genau das, was ihnen die islamischen Tugendwächter in dem Land gern | |
verbieten: den unkontrollierten Kontakt zum anderen Geschlecht. Gerade | |
deshalb erfreuen sich die Geräte in den konservativen Golfstaaten | |
besonderer Beliebtheit. | |
Rund 1,5 Millionen Geräte sind in diesen Ländern derzeit in Betrieb. | |
Genutzt werden sie nicht nur für die private, sondern auch für die | |
geschäftliche Kommunikation. Und zwar aus ein und demselben Grund: Sie | |
bieten Datensicherheit. | |
Zwar werden private Mails von der Firma Research in Motion (RIM), die das | |
BlackBerry vertreibt, im Gegensatz zu Firmenmails nicht verschlüsselt. Doch | |
da die Server, auf denen sie gespeichert werden, in Europa und Kanada | |
stehen, haben saudische Behörden keinen unmittelbaren Zugriff auf diese | |
Daten. | |
Für Firmenkunden ist dagegen gerade das geschlossene E-Mail-System einer | |
der Hauptgründe für den Kauf des Smartphones. Die Datenübertragung erfolgt | |
verschlüsselt und läuft über die Server von RIM. Dabei werden die Daten | |
lediglich weitergeleitet, aber nicht gespeichert. Weder RIM noch staatliche | |
Stellen haben damit die Möglichkeit, den Datenverkehr zu überwachen. | |
Als erster Golfstaat hat Saudi-Arabien deshalb am Mittwoch die | |
Telekommunikationsfirmen im Lande aufgefordert, ab Freitag die | |
Messenger-Funktion des BlackBerry zu blockieren. Die Vereinigten Arabischen | |
Emirate wollen am Sonntag nachziehen und den E-Mail-Dienst, den | |
Internetzugang und ebenfalls den Messenger lahmlegen lassen. Betroffen | |
wären nicht nur verliebte Araber, sondern vor allem ausländische | |
Geschäftsleute, Diplomaten, ja selbst die eigenen Regierungsmitarbeiter, | |
die alle nur zu gern die verschlüsselten Dienste des BlackBerry in Anspruch | |
zu nehmen pflegen. | |
Die Telekommunikationsbehörden beider Länder geben an, die Dienste sperren | |
zu lassen, weil sie es jedem Nutzer erlaubten, an den nationalen Gesetzen | |
vorbeizuagieren und damit juristische Vorgaben, ethische Standards und | |
nationale Sicherheitsinteressen zu verletzen. Ähnliche Bedenken gab es auch | |
aus Indien und China. Bei den Anschlägen auf die Hotels in Bombay im Jahre | |
2008 und bei der Ermordung eines Hamas-Mannes in Dubai im Jahre 2009 sollen | |
BlackBerrys benutzt worden sein. | |
Seit Jahren verhandelt RIM deshalb mit diesen Staaten über Anpassungen. Die | |
Firma "respektiere die Vorgaben der Regierungen hinsichtlich der | |
Sicherheit, aber wir achten auch die Vertraulichkeit für Firmen und | |
Kunden", sagte ein Firmensprecher salomonisch. Bislang war die höhere | |
Sicherheit des BlackBerry gegenüber Konkurrenten wie Apple oder Google der | |
Wettbewerbsvorteil. | |
4 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
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