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# taz.de -- die wahrheit: Als die Ritter ausstarben
> Geschichtsforschung: Der umstrittene Historiker und Archäologe Leo
> Gruber-Messel kommt in die Hohmann-Dyba-Halle nach Fulda.
Bild: Bevor die Ritter von der Bildfläche verschwanden, schlugen sie sich noch…
Es ist ja schon ein paar Tage her, dass die Welt im Rahmen der allgemein
grassierenden Dinosauriermanie von nichts anderem mehr sprach als ebenjenen
altmodischen Tieren. Nach Michael Crichtons Roman und den daraus
resultierenden "Jurassic Park"-Filmen will momentan allerdings kein Hahn
mehr so recht nach ihnen krähen, und sogar Kinder finden Dinosaurier
mittlerweile eher so mittel.
"Ein guter Zeitpunkt", sagt der Wonzbacher Archäologe und Historiker Dr.
Leo Gruber-Messel, "sich auch in der Öffentlichkeit endlich einmal einem
Thema zu widmen, dass bis dato, kulturhistorisch betrachtet, ein geradezu
stiefmütterliches Dasein am Rande der Wissenschaft fristete". Gruber-Messel
untersucht seit mehr als 25 Jahren das Aussterben der noch vor wenigen
hundert Jahren in Deutschland beheimateten Ritter.
"Die wenigsten Menschen wissen, dass man auch bei den Rittern, ebenso wie
bei ihren berühmten Verwandten, den Dinosauriern, zwischen Pflanzen- und
Fleischfressern unterscheidet, die sich je nach Gattung auf zwei oder vier
Beinen fortbewegten." Im Grunde genommen wiederholt sich also die
Evolutionsgeschichte alle Jubeljahre auf ein Neues. Die diesbezüglich aus
paläontologischer Sicht wohl wichtigsten Funde offenbarten sich
Gruber-Messel in der Nähe von sogenannten Burgen, die seinerzeit von den
Rittern gern als Unterschlupf benutzt wurden. Innerhalb und im direkten
Umfeld solcher Burgen stießen der Archäologe und sein Team auf Überreste
von alten Tellern und Gefäßen, die der Forschungstrupp anhand der auf den
Objekten gefundenen Inschriften "Teller und Gefäße aus der Zeit der Ritter"
zweifelsfrei als echte Teller und Gefäße aus der Zeit der Ritter
identifiziert hat und die damit eindeutig jener Epoche zugeordnet werden
konnten.
"Warum sollten die Ritter lügen?", verteidigt Gruber-Messel seine Funde
gegenüber eher skeptisch eingestellten Kollegen, die mit den Thesen des
Wissenschaftlers oftmals nur wenig anfangen können. "Wenn die Ritter uns
mit den Küchenbehältnissen hätten täuschen wollen, wäre es in Anbetracht
der damaligen Technologie und Moralvorstellungen ein Leichtes für sie
gewesen, die Inschriften zu verändern und die Teller und Gefäße etwa als
Messer und Gabeln aus der Zeit der Ritter zu deklarieren." Ebenfalls eine
Theorie, mit der Gruber-Messel bei der wissenschaftlichen Opposition auf
wenig Gegenliebe stößt. So bezog beispielsweise der elsässische
Eisenbahngewerkschafter Antoine Schranz, der als einer der schärfsten
Widersacher Gruber-Messels gilt, in seiner letzten Publikation mit dem
Titel "Jetzt mal yippieh, mein lieber Toni" eindeutig Stellung zur
Tellertheorie: "Wichtig sind eine gesunde Ernährung und viel Bewegung."
Doch letztlich sind sich die Wissenschaftler rund um den Globus zumindest
dahingehend einig, dass die "Teller und Gefäße aus der Zeit der
Ritter"-Funde als eine bedeutende kulturhistorische Entdeckung einzustufen
sind, die in ihrer Einzigartigkeit wohl selbst die letzten Funde des
innovativen Archäologen in den Schatten stellen, mit denen er das
Aussterben der Ritter noch irrtümlich auf einen gewaltigen
Meteoriteneinschlag aus dem Weltall zurückführte.
Obwohl das Team seinerzeit in einer alten Kiesgrube noch Teile des mit der
Inschrift "Gewaltiger Meteorit aus dem Weltall" versehenen Himmelskörpers
fanden, konnte doch letzten Endes dessen Bedeutung im Zusammenhang mit dem
Aussterben der Ritter niemals eindeutig geklärt werden. Eine These, an der
Dr. Leo Gruber-Messel jedoch weiterhin unbeirrt festhält und die er in den
kommenden Monaten im Rahmen einiger Lichtbildvorträge in Deutschland
sicherlich noch eindrucksvoll zu untermauern weiß.
Beginnen wird Gruber-Messel seine Vortragsreihe im September in der Fuldaer
Hohmann-Dyba-Halle, in die ihn als musikalische und damit gleichsam
grenzüberschreitend kulturelle Unterstützung sein langjähriger Student, der
umstrittene katalanische Scheintenor Placebo Domingo begleiten wird. Eine
Veranstaltung, die man sich bereits jetzt vormerken sollte, denn der
Wonzbacher Wissenschaftler und bekennende Spanienfan Gruber-Messel wird es
sich auch dort bestimmt nicht nehmen lassen, auf seiner traditionellen
Hispan-Flöte ein Potpourri beliebter spanischer Fernsehmelodien von "Time
Tunnel" bis "M wie Manolo" darzubieten. Also: Badesachen nicht vergessen!
9 Aug 2010
## AUTOREN
Jörg Schneider
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