# taz.de -- Volkszählung 2011: Mitmachen oder zahlen | |
> Die Statistiker versprechen, die Daten des Zensus 2011 nicht an Ämter | |
> oder Sozialbehörden weiterzugeben. Wer nicht kooperieren will, muss bis | |
> zu 150 Euro Strafe zahlen. | |
Bild: Wahrscheinlich wird jeder zehnte Bewohner Deutschlands befragt. | |
FRANKFURT/MAIN taz | Am 9. Mai 2011 werden im Auftrag des Statistischen | |
Bundesamts in ganz Deutschland rund 80.000 Interviewer ausschwärmen. Sie | |
werden für den Zensus 2011 ganze Hoch- und auch Einfamilienhäuser | |
durchkämmen und bei deren Bewohnern lückenlos "Merkmale" erheben, die nicht | |
aus Melderegistern entnommen werden können. | |
Wen es erwischt - es wird jeder zehnte Bewohner sein -, müsse alle Fragen | |
etwa nach Berufstätigkeit, Familienstand oder Herkunft wahrheitsgemäß | |
beantworten, hieß es am Dienstag auf dem ersten von mehreren | |
Pressebriefings der Statistiker. Verweigerern droht ein Bußgeld. Die Rede | |
ist von 150 Euro. | |
Sabine Bechtold, Leiterin der Abteilung Zensus, legte Wert auf die | |
Feststellung, dass der Zensus 2011 nichts mit der letzten flächendeckenden | |
Volkszählung von 1987 in der Bundesrepublik und schon gar nichts mit der | |
von 1981 in der DDR zu tun habe. Vornehmlich würden nämlich schon | |
vorhandene Melderegister statistisch ausgewertet. Nur um an Daten | |
heranzukommen, die auf diesem Weg nicht erhoben werden könnten, würden | |
Hausbewohner in zufällig ausgewählten Straßenzügen auch noch direkt | |
befragt. | |
Dabei gehen die Statistiker beim Erhebungskomplex Migration über den von | |
der EU vorgegebenen "Fragerahmen" hinaus. Es sorgte bereits für heftige | |
Kritik, dass sie wissen wollen, woher die Eltern eines Deutschen mit | |
ausländischen Wurzeln stammen. Dies sei jedoch durch einen Beschluss des | |
Deutschen Bundestages abgesegnet, stellte Bechtold klar. Und verwies kurz | |
danach darauf, dass man aber auf die sensible Frage zur | |
Religionszugehörigkeit nicht antworten müsse. Es ist die einzige Frage, wo | |
man die Wahl hat, die Antwort zu verweigern. Abschließend versicherte | |
Bechtold, dass die Daten ausschließlich zu statistischen Zwecken erhoben | |
und "niemals an Verwaltungen, Ämter oder Sozialbehörden weitergegeben" | |
würden. | |
Und warum ist es so wichtig zu wissen, wie viele Menschen in Deutschland | |
leben? Vor allem die Kommunen bräuchten Planungssicherheit, lautete die | |
Antwort. Der Länderfinanzausgleich müsse nach dem Zensus vielleicht neu | |
geregelt werden. Und die Sitzverteilung im Bundestag auch. Zu beweisen sein | |
wird zudem, ob - wie aktuell geschätzt wird - in Deutschland 1,3 Millionen | |
Menschen weniger leben als bislang angenommen. | |
11 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
K.-P. Klingelschmitt | |
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