# taz.de -- Kommentar Anlegerschutz: Vorbild Imbissbude | |
> Mit dem neuen Anlegerschutzgesetz wird das eigentliche Problem nicht | |
> behoben: Weite Bereiche des Kapitalmarktes bleiben unreguliert. | |
Wer eine Bratwurst kauft, kann erwarten, dass in der Pelle Fleisch steckt | |
und dass das frei von Salmonellen ist. Er muss selbst kein Metzger und kein | |
Fachmann für chemische Zusatzstoffe sein, sondern kann sich im Zweifel auf | |
die staatliche Lebensmittelkontrolle verlassen. Wer aber Geld anlegen will | |
und sich nicht mit dem Sparbuch begnügt, sollte besser Finanzwissenschaften | |
studiert haben, um die angebotenen Anlageprodukte zu verstehen - und er | |
sollte sich auch in juristischen Fragen auskennen, denn die gängigen | |
Rechtsschutzversicherungen klammern Probleme mit Kapitalanlagen aus. | |
Mit dem neuen Anlegerschutzgesetz, über das die Bundesregierung derzeit | |
streitet, wird das Problem nicht behoben, denn weite Bereiche des | |
Kapitalmarktes bleiben unreguliert. Es fehlt der Ausbau einer unabhängigen | |
Beratung. Zudem wird sich weiterhin niemand darauf verlassen können, dass | |
er seine Rechte im Streitfall auch durchsetzen kann. Wirklich helfen würde | |
nur, wenn der Schutz von privaten Kleinanlegern zu den Kernaufgaben einer | |
Finanzaufsicht gemacht würde, die selbstständig agiert und überprüft, ob | |
alle Regeln auch eingehalten werden - so, wie es bei Imbissen und | |
Restaurants die Lebensmittelkontrolle macht. | |
An so etwas denkt die Bundesregierung jedoch nicht - und die öffentliche | |
Empörung darüber bleibt aus. Bei vielen Menschen herrscht offenbar die | |
Meinung vor: Wer auf fette Rendite schielt, muss sich eben ordentlich | |
informieren. Dabei sind Geldanlagen kein Luxusproblem von Bessergestellten: | |
Auch Gering- und Normalverdiener müssen sich um Riesterrenten kümmern, ihre | |
Altersvorsorge organisieren oder wollen ihr bisschen Geld einfach | |
vernünftig investieren, ohne große Risiken einzugehen. | |
Geraten verdorbene Lebensmittel in den Handel, ist der öffentliche Skandal | |
groß. Wenn dagegen Geldanlagen platzen, stehen am Ende nur die Betroffenen | |
als die Dummen da. Das darf der Staat nicht weiter zulassen. | |
16 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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