# taz.de -- Kommentar Todesstrafen-Initiative in Schweiz: Angst in den Alpen | |
> Die Todesstrafe funktioniert nicht als Mittel der Abschreckung. Aber | |
> Teile der politischen Klasse in der Schweiz schüren erfolgreich Ängste | |
> vor möglichen Bedrohungen. | |
Wird die Schweiz die Todesstrafe wieder einführen? Nein, nein, so weit | |
werde und könne es nicht kommen, beschwichtigt die politische und | |
juristische Elite der Alpenrepublik von Mitte bis links. Denn dagegen stehe | |
das "zwingende Völkerrecht" in Form der Europäischen | |
Menschenrechtskonvention, welche auch die Schweiz ratifiziert habe. | |
Doch so zutreffend das völkerrechtliche Argument gegen die Wiedereinführung | |
der Todesstrafe auch sein mag - für die politische Debatte und als Mittel | |
der Überzeugung reicht es nicht aus. Viel wichtiger wäre da etwa der | |
Hinweis, dass die Todesstrafe bislang nirgendwo auf der Welt als Mittel der | |
Abschreckung funktioniert hat. | |
Was aber sind die Beweggründe und Ziele derjenigen, die nun ein Referendum | |
zu dieser Frage initiiert haben? Die Schweiz ist nicht nur eines der | |
reichsten und stabilsten Länder der Welt. Sie weist im europäischen | |
Vergleich auch die niedrigste Rate bei Kapitalverbrechen und bei | |
Sexualstraftaten auf. Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen? - sind die | |
Ängste vor allen möglichen inneren und äußeren Bedrohungen in der Schweiz | |
größer als in anderen Ländern. Teile der politischen Klasse schüren und | |
instrumentalisieren diese Ängste mithilfe bestimmter Medien immer wieder | |
erfolgreich für ihre Interessen. | |
Es wäre ein Kurzschluss, die Volksinitiative für die Wiedereinführung der | |
Todesstrafe in der Schweiz als Bestätigung zu sehen für gängige Bedenken, | |
die in Deutschland immer wieder gegen eine Erweiterung der repräsentativen | |
Demokratie durch plebiszitäre Elemente ins Feld geführt wird. Die | |
Initiative sendet ein frühzeitiges Warnsignal, auf das die Öffentlichkeit | |
in der Schweiz und im Ausland diesmal hoffentlich nicht nur mit Empörung | |
und völkerrechtlichen Bedenken reagieren wird. | |
24 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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