# taz.de -- Protest gegen Castor-Transport: AKW-Gegner wollen Schienen schottern | |
> Ein Bündnis aus 40 linken Gruppen will das Gleisbett für den | |
> Castor-Transport unbenutzbar machen. Mit diesem bewussten Rechtsbruch | |
> wollen sie "der Atomlobby den Boden entziehen". | |
Bild: Die Initiator/innen wollen "mit Tausenden auf die Schienen". | |
BERLIN taz | Nachdem die Regierung ihre Atompläne verkündet hat, nimmt der | |
Anti-AKW-Widerstand auch in der außerparlamentarischen Opposition neue | |
Formen an. Neben den zahlreichen bereits angekündigten Anti-Atom-Protesten | |
in den kommenden Wochen [1][rufen nun rund 40 linke Gruppen] aus ganz | |
Deutschland dazu auf, beim Castor-Transport im November mit massenhaften | |
Gleissabotagen entschlossenen zivilen Ungehorsam zu leisten. | |
In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: "Mit unserem Schottern wollen wir | |
der Atomlobby jenen Boden entziehen, auf dem sie ihren Müll gegen den | |
Willen der Bevölkerung durch die Lande prügeln lässt. Das Loch im Bahndamm | |
wird öffentlich sichtbar machen: Es gibt keine gesellschaftliche Basis, die | |
diese Transporte als wesentlichen Bestandteil für den Weiterbetrieb von | |
Atomanlagen trägt." Ziel der Aktion seien lediglich Gleisabschnitte, die | |
ausschließlich zum Castor-Transport und nicht auch zu anderem | |
Schienenverkehr benutzt würden. | |
Dass AtomkraftgegnerInnen bei Castor-Transporten vereinzelt das Gleisbett | |
stürmen, ist nicht neu. Neu hingegen ist, dass der Rechtsverstoß kollektiv | |
und öffentlich organisiert wird. "Wir wissen, dass diese Aktion nicht vom | |
Bürgerlichen Gesetzbuch gedeckt ist. Aber sie ist eine notwendige und | |
legitime Handlung, um der menschengefährdenden Atomtechnologie Einhalt zu | |
gebieten", sagte etwa Tadzio Müller, einer der SprecherInnen der Kampagne. | |
Getragen ist der Schottern-Aufruf von einem breiten Bündnis. Zu den | |
AktivistInnen zählen zahlreiche Gruppen aus dem Spektrum der | |
Interventionistischen Linken sowie die Linksjugend Solid, aber auch | |
AktivistInnen wie Alexis Passadakis aus dem Attac-Koordinierungskreis, | |
Monty Schädel, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - | |
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen oder der Gewerkschafter Peter Schrott, | |
stellvertretender Ver.di-Vorsitzender im Landesbezirk Berlin/Brandenburg. | |
Neben dem Liedermacher Hannes Wader unterstützen auch Wissenschaftler wie | |
die Politologen Ulrich Brandt aus Wien, Peter Grottian aus Berlin und der | |
Philosoph Michael Brie den Aufruf. Gemeinsam wollen sie mit ihrem Namen auf | |
die Legitimität dieser Protestform hinweisen. | |
Anders als bei Sitzblockaden auf Straßenkreuzungen dürfte die Staatsgewalt | |
beim Castor-Transport insbesondere Respekt vor den wurffähigen | |
Schottersteinen haben, die oft massenhaft in den Gleisbetten im Wendland | |
liegen. Hässliche Szenen von Steinschlachten in Waldgebieten kann aber die | |
Anti-Atom-Bewegung nicht gebrauchen. "Bei den Aktionen in der Vergangenheit | |
haben Zehntausende von AktivistInnen Mut und Entschlossenheit bewiesen, | |
sich nicht von der Polizei provozieren zu lassen, sondern unbeirrt und | |
entschlossen ihr Aktionsziel zu verfolgen", sagte Mischa Aschmoneit von der | |
Schotter-Kampagne. | |
8 Sep 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.castor2010.org/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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