# taz.de -- Shortlist Deutscher Buchpreis: Merkwürdige Liste | |
> Sechs Bücher und nur ein Halleluja: Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis | |
> ist jetzt raus. Teilweise macht sie eher ratlos. | |
Bild: Schade um all die anderen Bücher, die nun nicht die verdiente Aufmerksam… | |
Jedes Jahr, wenn die Jury des Deutschen Buchpreises die Shortlist mit den | |
sechs nominierten Titeln bekannt gibt, erwachen die gleichen Reflexe. | |
Erstens: Schade um all die anderen Bücher, die nun nicht die Aufmerksamkeit | |
bekommen werden, die sie verdienten. Dieses Lamento ist zwar zu Recht, aber | |
auch zu oft vorgebracht worden. Reflex Nummer zwei: Was ist denn das nun | |
schon wieder für eine unglaublich merkwürdige Liste? Nun liegt sie also | |
vor, die Shortlist, und es bleibt nichts zu sagen, nur: Was ist denn das | |
nun schon wieder für eine unglaublich merkwürdige Liste? | |
Besonders auffällig ist (wie immer?) nicht das, was da ist, sondern das, | |
was fehlt. Kein Martin Mosebach, dessen neuer Roman "Was davor geschah" in | |
den vergangenen Wochen geradezu frenetisch rezensiert wurde, unter anderem | |
von Mitgliedern der Jury. Kein Thomas Hettche, dessen Buch "Die Liebe der | |
Väter" schon vor seinem Erscheinen für ein gewaltiges Rumoren gesorgt hat. | |
Kein Andreas Maier, dessen Roman "Das Zimmer" nicht weniger als den Beginn | |
eines auf mehrere Bände angelegten Opus magnum markiert. Und kein Hans | |
Joachim Schädlich. Der fehlte schon im Frühjahr auf der Liste des Preises | |
der Leipziger Buchmesse ganz auffällig, jetzt erst recht. | |
Wer stattdessen nicht fehlt, ist Jan Faktor mit " Georgs Sorgen um die | |
Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag". Der | |
war schon in Leipzig nominiert und ist es nun noch einmal. Weniger | |
überraschend dagegen ist die Nominierung von Peter Wawerzineks | |
sprachgewaltiger "Rabenliebe", die schon im Sommer in Klagenfurt den | |
Ingeborg-Bachmann-Preis gewinnen konnte. Eben dort las auch Judith Zander | |
aus ihrem Debüt "Dinge, die wir heute sagten" vor, mit eher geringem | |
Erfolg. Nun steht sie plötzlich auf der Shortlist, ebenso wie Thomas Lehr | |
mit seiner anstrengenden "September. Fata Morgana". Völlig ratlos machen | |
schließlich die Nominierungen von Melinda Nadj Abonji ("Tauben fliegen | |
auf") und Dorin Rabinovici ("Andernorts"). Was also ist denn das nun schon | |
wieder für eine unglaublich merkwürdige Liste? | |
Die Gemeinsamkeit der nominierten Bücher, so Jurysprecherin Julia Encke, | |
liege vor allen in deren Welthaltigkeit. Schon zuvor gab es Stimmen, die | |
die aus 20 Titeln bestehende Longlist dafür lobten, dass darin auch Bücher | |
von Autoren mit Migrationshintergrund berücksichtigt worden seien. Als wäre | |
das keine Selbstverständlichkeit - wenn die Bücher denn gut sind. | |
Prinzipiell gilt ja ohnehin, dass man lieber gute als welthaltige Bücher | |
lesen möchte. Im Idealfall aber natürlich beides. | |
CHRISTOPH SCHRÖDER | |
## Am 4. Oktober zur Frankfurter Buchmesse wird der Gewinner des | |
Buchpreises verkündet | |
8 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schröder | |
## TAGS | |
Buchmesse Frankfurt 2012 | |
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