# taz.de -- Steinbachs Rückzug aus CDU-Führung: "Ich stehe immer mehr allein" | |
> Nach ihren auch in der CDU umstrittenen Äußerungen zur deutschen | |
> Kriegsschuld hat Erika Steinbach angekündigt, sich aus der CDU-Führung | |
> zurückzuziehen – nicht ohne Warnung an die Partei. | |
Bild: Erika Steinbach isoliert sich weiter. | |
BERLIN afp/dapd | Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika | |
Steinbach, zieht sich aus der CDU-Führung zurück. "Ich werde nicht mehr | |
erneut für den Parteivorstand kandidieren", kündigte Steinbach im Gespräch | |
mit der Zeitung Die Welt (Freitagausgabe) an. "Ich habe dort nur noch eine | |
Alibifunktion, die ich nicht mehr wahrnehmen möchte. Ich stehe dort für das | |
Konservative, aber ich stehe immer mehr allein", sagte sie der Zeitung. | |
Steinbach betont die historischen Verdienste ihrer Partei im Zusammenhang | |
mit der Vertriebenenfrage: "Die CDU hat sich als einzige politische Kraft | |
der Vertriebenen angenommen." Die Debatte um die Stiftung "Flucht, | |
Vertreibung, Versöhnung" habe sie jedoch "desillusioniert". "Der Weg zu | |
dieser Stiftung war extrem hart", sagte sie. Ihre Absage an weitere | |
Führungsämter kombinierte Steinbach mit einer Warnung an die Partei: "Meine | |
CDU ist nicht auf einem guten Weg. Denn mit Anpassung zieht man keine | |
Wähler an." | |
Mit Äußerungen zur Kriegsschuld Deutschlands hatte die Präsidentin des | |
Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach (CDU), bei der Klausurtagung | |
des Unions-Fraktionsvorstands für Empörung gesorgt. Wie die Zeitung Die | |
Welt am Donnerstag berichtete, kritisierte Steinbach am Vortag | |
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), weil dieser sich nicht hinter die | |
vom BdV für den Beirat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" als | |
Stellvertreter berufenen CDU-Politiker Arnold Tölg und Hartmut Saenger | |
gestellt habe. Zu Vorwürfen, dass beide die Schuld Deutschlands am Zweiten | |
Weltkrieg zu relativieren versuchten, sagte Steinbach dem Bericht zufolge, | |
sie könne "es auch leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 | |
mobil gemacht hat". | |
Der Zentralrat der Juden hatte am Montag aus Protest gegen die Berufung der | |
beiden Vertriebenen-Funktionäre seine Mitarbeit in der | |
Vertreibungs-Stiftung ruhen lassen. Neumann zitierte laut Welt in der | |
Sitzung aus einem von Saenger verfassten Artikel in der Pommerschen | |
Zeitung, der aus seiner Sicht die Schuld Deutschlands am Ausbruch des | |
zweiten Weltkriegs relativierte. Daraufhin habe Steinbach ihre | |
Verbandsmitglieder in Schutz genommen. Die CDU-Politikerin bestätigte | |
gegenüber der Zeitung den Vorgang, hob aber hervor, dass sie damit die | |
Kriegsschuld Deutschland nicht habe bestreiten wollen. Saengers Positionen | |
in der Preußischen Allgemeinen Zeitung finden sich [1][online]. | |
Aus Teilnehmerkreisen der Sitzung des Fraktionsvorstands verlautete am | |
Donnerstag, Steinbach habe am Ende ziemlich isoliert dagestanden mit ihrer | |
Einlassung. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann bezeichnete die | |
Äußerungen Steinbachs als "unerträglich" und kündigte an, die SPD werde den | |
Vorfall im Bundestag zur Sprache bringen. | |
Die Spitzen der Unionsfraktion setzten ihre Beratungen am Donnerstagmorgen | |
fort. Im Zentrum der Gespräche stehen das Energiekonzept der | |
Bundesregierung, die geplante Bundeswehr-Reform und die mögliche Einführung | |
von Bildungs-Chipkarten für Kinder von Hartz-IV-Empfängern. | |
9 Sep 2010 | |
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