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# taz.de -- Münchens Olympia-Kandidatur: Grün gewaschene Winterspiele
> Der Deutsche Naturschutzring tritt aus Umweltschutzgründen aus der
> Münchner Bewerbungsgesellschaft aus und setzt damit sowohl die
> Olympia-Planer als auch die Grünen unter Druck.
Bild: Die Umweltverbände ziehen sich aus der Bewerbung raus. Kommt jetzt der S…
Es sollen die grünsten Olympischen Spiele aller Zeiten werden - mit diesem
Versprechen vermarkten die Strategen der München 2018 GmbH ihre Bewerbung
für die übernächsten Winterspiele, die in München und
Garmisch-Partenkirchen stattfinden sollen. Doch nach dem Bund für Umwelt
und Naturschutz (BUND) hat nun auch der Deutsche Naturschutzring (DNR)
dieses Ziel für gescheitert erklärt. Die Dachorganisation von 96 deutschen
Ökoverbänden ist deshalb aus der Fachkommission Umwelt der
Olympia-Bewerbungsgesellschaft ausgestiegen. In den engen Gebirgstälern
rund um Garmisch-Partenkirchen seien Winterspiele "nicht verantwortbar",
warnte der DNR am Montag.
Der Ausstieg bringt die Münchner Bewerbungsgesellschaft weiter unter Druck.
Denn er könnte Signalwirkung haben. Der Deutsche Alpenverein (DAV)
versicherte zwar am Montag, er bleibe in der Umweltkommission und werde die
Olympia-Bewerbung weiter unterstützen. Doch auch bei den Grünen ist das
Milliarden-Projekt umstritten.
Die grüne Münchner Stadtratsfraktion steht bisher hinter der Bewerbung, ein
grüner Stadtrat ist sogar als Umwelt-Projektleiter bei München 2018
angestellt. Der Aufsichtsratsvorsitzende von München 2018 und Chef des
Deutschen Olympischen Sportbunds, Michael Vesper, ist Grünen-Mitglied. Und
die Parteichefin Claudia Roth sitzt im Kuratorium der
Bewerbungsgesellschaft. Aber der bayerische Landesverband und die grüne
Landtagsfraktion unterstützen die Nolympia-Kampagne. "Es war ein
ehrenwertes Ziel, ökologische Spiele veranstalten zu wollen", sagte der
grüne Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann der taz. "Aber die Entwicklung
zeigt, dass man das nicht erreichen kann." Anfang Oktober wird die Münchner
Grünen-Basis noch einmal über den neuen Stand der Bewerbung abstimmen -
bevor der Stadtrat darüber entscheidet. Dann stellt sich für die Grünen die
Frage, welcher Position sie nun folgen werden.
Der grüne Olympia-Stratege Michael Vesper reagierte am Montag gelassen.
Natürlich bedauere er den Ausstieg des Naturschutzrings, sagte Vesper der
taz. Doch dessen Kritik wies er zurück: "Die Gründe verstehe ich nicht."
Der Naturschutzring hofft inzwischen, dass der Zuschlag für die
Winterspiele 2018 nicht nach München geht, sondern nach Annecy (Frankreich)
oder Pyeongchang (Südkorea). "Die Eingriffe in die Natur wären gerade in
Garmisch-Partenkirchen so erheblich, dass sie gar nicht ausgeglichen werden
könnten", warnt DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. Daran änderten auch
die 18 geplanten Umweltleitprojekte nichts, die München 2018 eigentlich zu
"klimaneutralen" und "ökologischen" Spielen machen sollten. "Ökologische
Baumaterialien oder gesunde Ernährung für die Sportler helfen nicht der
Natur in Garmisch-Partenkirchen", sagte Röscheisen.
Bis heute sei unklar, welche Flächen für Athletendörfer, Medienzentren und
Parkplätze zugebaut werden müssten. Das zunächst geplante
Biosphärenreservat in der Region sei "kläglich gescheitert".
Die Naturschützer kritisieren, dass die Olympia-Planer ihnen "keine echte
Partizipation" ermöglicht hätten. Sie zweifeln auch Fakten an, mit denen
die Bewerbungsgesellschaft arbeitet, und sprechen von "Greenwashing" eines
Megaevents. So werde offiziell behauptet, dass die Spiele 420.000 Tonnen
CO2 verursachen würden. Bei neuen Berechnungen sei der Naturschutzring
jedoch auf 1,8 Millionen Tonnen CO2 gekommen.
Der DNR fürchtet auch, dass die Skipisten rund um Garmisch-Partenkirchen -
entgegen den Versprechen der Planer - für die Spiele erneut ausgebaut
würden. Das wollen die Naturschützer verhindern: "Denn keiner weiß, wann
sonst der Berg rutscht."
13 Sep 2010
## AUTOREN
A. Geisler
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