# taz.de -- Haushaltsdebatte im Bundestag: Der atombetriebene Etat | |
> Die Regierung bremse erneuerbare Energien aus, kritisiert die Opposition | |
> zu Beginn der Haushalts-Debatte. Auch suche sie keine Alternativen zum | |
> Endlager Gorleben. | |
Bild: Was für ein Gesicht macht ein bürgerlicher Norbert Roettgen, der Bürge… | |
BERLIN taz | Luftbuchungen in Milliardenhöhe und Politik zugunsten der | |
Energiekonzerne - das warf die Opposition der Regierung am ersten Tag der | |
Haushaltsberatungen im Bundestag vor. Wo Schwarz-Gelb im Etat 2011 und in | |
den Jahren bis 2014 genau sparen will, sei noch immer unklar, kritisierten | |
die Grünen. Zudem bremse die Regierung dringend nötige Investitionen in die | |
Förderung erneuerbarer Energien aus. SPD, Linkspartei und Grüne | |
kritisierten übermäßige Belastungen für sozial Benachteiligte. | |
"Dieser Haushalt ist das Zeugnis einer sozialen Schieflage, die die | |
Spaltung in Deutschland vorantreibt", sagte der SPD-Haushaltsexperte | |
Carsten Schneider. Die Wirtschaft könne die Lasten, die das sogenannte | |
Sparpaket der Regierung ihr auferlege, an Verbraucher weiterreichen. Die | |
Linkspartei hatte zuvor im Wirtschaftsausschuss erklärt, die geplante | |
Steuer auf Brennelemente werde "mindestens zur Hälfte" durch die | |
Steuerzahler finanziert, weil die Betreiberkonzerne die Kosten hierfür | |
steuerlich geltend machen könnten. Die Bundesregierung geht davon aus, dass | |
die Brennelementesteuer bis 2016 pro Jahr 2,3 Milliarden Euro einbringt. | |
SPD-Haushälter Schneider bezifferte die zusätzlichen Steuereinnahmen | |
hingegen auf 1,6 Milliarden Euro pro Jahr, die Grünen rechnen nur mit 1,4 | |
Milliarden Euro. | |
Während längere Laufzeiten für die 17 hiesigen Atomkraftwerke geplant | |
seien, bleibe die von Schwarz-Gelb im Gegenzug versprochene stärkere | |
Förderung erneuerbarer Energien aus, kritisierten SPD und Grüne. Zwar | |
steigt der Etat des Umweltressorts 2011 um 3,1 Prozent auf knapp 1,64 | |
Milliarden Euro. Doch diese Steigerungen kommen größtenteils den Bereichen | |
Atom und Verwaltung zugute, insbesondere für das geplante Endlager in | |
Gorleben. Insgesamt nehmen die Atomausgaben im kommenden Jahr rund ein | |
Drittel des Umweltetats ein. In diesem Jahr umfassen sie 23,1 Prozent. | |
Hingegen müssen Programme zur Förderung privater und kommunaler | |
Öko-Energieanlagen massive Kürzungen verkraften. 2009 standen noch 500 | |
Millionen Euro für ein Programm zur Verfügung, das Anreize zur Nutzung | |
erneuerbarer Energie und für den Klimaschutz schaffen soll. Im kommenden | |
Jahr sollen es nur noch 380 Millionen Euro sein, bis 2014 sollen die Mittel | |
weiter schrumpfen auf 340 Millionen Euro. Das finden SPD und Grüne | |
besonders fatal. Sie argumentieren, jeder hier investierte Euro löse | |
private Investitionen von weiteren sieben bis acht Euro aus. | |
Für die Erkundung möglicher anderer Standorte für ein Endlager sind nur | |
eine Million Euro für 2011 eingestellt. "Das ist ein schlechter Scherz", | |
kommentiert der Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler gegenüber | |
der taz. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) plant zudem, | |
Grundbesitzer zu enteignen, wenn sie sich gegen eine weitere Erkundung des | |
Salzstocks in Gorleben als atomare Endlagerstätte wehren. Kindler | |
kritisiert: "Dass gerade eine sogenannte bürgerliche Regierung Bürger | |
enteignen will, zeigt: Diese Regierung beschreitet alle Wege, um Politik | |
für die Großkonzerne zu machen." | |
"Für den internationalen Klimaschutz werden Mittel im Umweltetat gleich | |
ganz gestrichen", urteilt Bärbel Kofler (SPD). Die von der Bundesregierung | |
auf dem Klimagipfel von Kopenhagen dafür zugesagten Mittel von zusätzlich | |
420 Millionen Euro tauchen im Umweltetat "überhaupt nicht mehr auf", | |
kritisierte Kofler. "Deutschland ist damit ein unzuverlässiger | |
Vertragspartner." | |
Der Bund muss in den kommenden vier Jahren 80 Milliarden Euro weniger | |
ausgeben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) verteidigte die | |
Sparmaßnahmen erneut und sagte, die Investitionen seien nicht verringert | |
worden, für Bildung und Forschung seien sie sogar gestiegen. | |
Alexander Bonde von den Grünen kritisierte, allein 2011 seien Kürzungen bei | |
Verwaltungsausgaben in Höhe von 2,3 Milliarden Euro veranschlagt, von denen | |
bislang nicht klar sei, woher sie kommen sollen. | |
14 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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