Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Digitale Bedrohung: Virus könnte Akw übernehmen
> Ein Computervirus greift gezielt die Steuerungssoftware WinCC, genutzt in
> Industrieanlagen, an. Das von Siemens entwickelte Programm wird auch im
> Akw Krümmel eingesetzt.
Bild: Black Screen: "Ihr Computer ist in Gefahr".
BERLIN taz | Ein Computerwurm mit dem Namen Stuxnet ist nach einem Bericht
der US-Zeitung Computerworld bislang in der Software von etwa 14
Industrieanlagen weltweit aufgetaucht. Das bösartige Computerprogramm
greift eine von Siemens entwickelte Steuerungsanwendung an. Diese wird
beispielsweise auch im Atomkraftwerk Krümmel eingesetzt.
Angriffe auf Computersysteme sind nichts Neues. Sie werden vor allem zu
Spionagezwecken durchgeführt, wobei es vor allem darum geht, Daten zu
kopieren. Bei der aktuellen Stuxnet-Attacke ist das anders: Hier wird
gezielt versucht, die Steuerung von Industrieanlagen zu beeinflussen. Das
funktioniert so: Vermutlich gelangte der Wurm mithilfe eines Fehlers im
Windows-Betriebssystem über USB-Sticks auf die betroffenen Computer. Dort
tauscht das bösartige Programm Teile der speicherprogrammierbaren Steuerung
aus. Das ermöglicht es, die Maschinen von außen zu kontrollieren.
Experten werfen dem Hersteller Siemens vor, den Zugriff dadurch vereinfacht
zu haben, dass die Steuerungssoftware Simatic WinCC nur mit einem
Standard-Passwort ausgestattet war - und dass der Konzern Kunden explizit
empfahl, diesen Code nicht zu ändern. So zirkulierte das Passwort seit
Jahren in Onlineforen.
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge wird Simatic WinCC auch im
Atomkraftwerk Krümmel für die Reaktor-Lademaschine eingesetzt. Bekannt
wurde das nur durch einen Zufall: Eine Firma hatte den Auftrag für das
Vattenfall-Kraftwerk auf ihrer Website als Referenz aufgelistet. Es besteht
die Gefahr, dass das System auch in anderen Atomkraftwerken genutzt wird.
Schließlich wurden die meisten deutschen AKWs in den 1970er und 80er Jahren
von Siemens gebaut. Weder der Konzern noch das für Atomsicherheit
zuständige Bundesumweltministerium war am Freitag für eine Stellungnahme zu
erreichen.
Befürchtungen, dass in einem AKW ein Comuter gehackt werden könnte, sind
nicht neu. In den 80er Jahren hatte der Hacker Karl Koch einem
NDR-Journalisten erzählt, er könne sich ins System des Atomkraftwerks
Jülich einhacken. Damals handelte es sich um eine Falschmeldung.
Die aktuelle Bedrohung von industriellen Steuerungssystemen dagegen ist
allem Anschein nach sehr real. Nach Analysen der Antivirenhersteller
Symantec und Kaspersky handelt es sich bei dem Wurm Stuxnet um eine
professionell und vermutlich sehr teuer entwickelte Software. Die
Programmierer müssen sehr gute Kenntnisse über die Erstellung von
Schadsoftware und über industrielle Steuerungsanlagensysteme besitzen.
Bislang ist nicht bekannt, welchem Ziel der Angriff dienen sollte.
17 Sep 2010
## AUTOREN
Hanno Böck
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.