| # taz.de -- UN-Gipfel zu Milleniumszielen: Geschenke sollen Stimmen sichern | |
| > Merkel macht auf dem Gipfel Lobbyarbeit für eine Wahl in den | |
| > Sicherheitsrat. Deshalb kriegt etwa Togo Geschenke. Bei Entwicklungshilfe | |
| > dagegen liegt die Kanzlerin unter Plan. | |
| Bild: Große Wünsche: Die Kanzlerin im Plenum des UN-Gipfels. | |
| GENF taz/dpad | Im Unterschied zu den meisten anderen Staats- und | |
| Regierungschefs der reichen Industriestaaten wird Bundeskanzlerin Angela | |
| Merkel bei ihrer Rede auf dem New Yorker UN-Gipfel zu den Millenniumszielen | |
| zur Bekämpfung der weltweiten Armut keine Finanzzusagen machen. Dafür sei | |
| kein Geld da, heißt es im Bundeskanzleramt. | |
| Geld vorhanden ist allerdings für die kleinen Geschenke in Form von | |
| Hilfszusagen oder günstigen Krediten, die Merkel für die meisten ihrer New | |
| Yorker Gesprächspartner mitbrachte. Unter diesen sind der König von Marokko | |
| sowie die Präsidenten oder Regierungschefs von Togo, Vietnam, Turkmenistan | |
| und anderen Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Denn die | |
| Bundesregierung braucht die Stimmen dieser Länder für den angestrebten | |
| Wiedereinzug Deutschlands in den UN-Sicherheitsrat. | |
| Am 12. Oktober wählt die Generalversammlung die zehn nichtständigen | |
| Mitglieder des Gremiums für die Jahre 2011/2012. Von der für eine Wahl in | |
| den Rat erforderlichen Zweidrittelmehrheit von 128 der 192 | |
| UN-Mitgliedsstaaten war Deutschland Ende letzter Woche laut der im | |
| Außenministerium geführten Strichliste noch deutlich entfernt. Zudem sei | |
| auf einige der Länder, die der Bundesregierung ihre Stimme bereits zugesagt | |
| hätten "nicht unbedingt Verlass", heißt es im Ministerium. | |
| Seit dem UN-Beitritt 1973 gehörte Deutschland bereits viermal dem | |
| Sicherheitsrat an, zuletzt 2003/2004. Doch jetzt muss es sich erstmals | |
| einer Kampfkandidatur stellen. Denn mit Kanada und Portugal gibt es | |
| insgesamt drei Bewerber um die zwei nichtständigen Sitze der "Gruppe der | |
| westlichen Staaten" in der Generalversammlung. Nach Merkels Abreise wird ab | |
| Dienstag Außenminister Guido Westerwelle in New York die Lobbyarbeit | |
| fortsetzen. | |
| Derweil räumte Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ein, dass Deutschland | |
| mit seinen Finanzierungszusagen für die Entwicklungspolitik hinter dem | |
| selbst gesteckten Ziel zurückgeblieben ist. "Wir sind im Moment nicht im | |
| Plan, das ist richtig", sagte er im Deutschlandfunk. Als Grund dafür nannte | |
| er die Finanzkrise. In diesem Jahr werde vermutlich 0,4 Prozent des | |
| Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht. | |
| Man halte an dem Ziel fest, bis zum Jahr 2015 insgesamt 0,7 Prozent des BIP | |
| für Entwicklungshilfe auszugeben. "Nur dass wir das alles nur mit | |
| Steuermitteln finanzieren können, das halte ich nicht für sinnvoll und | |
| nicht für realistisch." Der Minister verwies auf den Koalitionsvertrag, | |
| wonach für die Entwicklungszusammenarbeit zum Beispiel die Hälfte der | |
| Erlöse aus dem Verkauf von CO2-Emissions-Zertifikaten an die Industrie | |
| eingesetzt werden soll. | |
| 21 Sep 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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