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# taz.de -- Streit der Woche: Ist Deutschland eine Feier wert?
> Sekt fürs Heimatland: Die Wiedervereinigung jährt sich am 3. Oktober zum
> zwanzigsten Mal. Deutschland hat sich seitdem verändert. Ein Grund zum
> Feiern?
Bild: 20 Jahre Einheit - Lasst die Sektkorken knallen und das Feuerwerk den Him…
Zum Nationalfeiertag wird Nena singen und Bundespräsident Christian Wulff
sich zur Debatte um Integration äußern. Vermutlich wird er in
staatsmännischer Attitüde die Wogen zu glätten versuchen. "Wann wird es bei
uns endlich selbstverständlich sein, dass unabhängig von Herkunft und
Wohlstand alle gleich gute Bildungschancen bekommen?", sagte er in seiner
Antrittsrede.
Ein Sprung genau 20 Jahre in die Vergangenheit: Der damalige
Bundespräsident Richard von Weizsäcker erwähnt das Wort "Integration" in
seiner Rede zur Wiedervereinigung kein einziges Mal. Es ging um den Platz
Deutschlands in der Welt, um den Aufbau der neuen Bundesländer, die Bürger
der DDR, die sich gegen den Staat auflehnten. Die friedliche Revolution,
der große moralische Neustart der Deutschen.
Der Vergleich gesellschaftlicher Debatten damals und heute ist
aufschlussreich: Ist es ein Fortschritt, dass Integration damals zwischen
West und Ost diskutiert wurde, heute zwischen Oben und Unten, zwischen
Migranten und Alteingesessenen? Oder eher ein Zeichen dafür, was in den
letzten Jahren alles versäumt wurde? Die Frage lässt sich auf andere
Bereiche ausweiten: Statt über den Aufbau Ost zu sprechen, geht es heute um
den ökologischen Umbau der Industrie.
Auch auf anderen Felder ist viel passiert: 1990 gab es in Westdeutschland
noch einen Paragraphen, der Homosexulität unter Strafe stellte. Elterngeld
war ein Fremdwort, der Klimawandel ein Expertenthema. Hartz IV hieß noch
Sozialhilfe. Es gab noch Asylbewerber, die nicht sofort in "sichere
Drittstaaten" abgeschoben wurden. Die Europäische Union war noch nicht
geboren, geschweige denn eine Europäische Verfassung. Später zog
Deutschland in den Kosovo-Krieg, in den Afghanistan-Krieg und weigerte
sich, am jüngsten Irakkrieg aktiv teilzunehmen. Das Land gab das Symbol
seiner Nachkriegswirtschaft auf, die Deutsche Mark.
Haben wir also einen Grund zum Feiern, wenn wir die Geschichte des Landes
in den letzten 20 Jahren betrachten?
Was meinen Sie - Ist Deutschland eine Feier wert?
21 Sep 2010
## AUTOREN
Ingo Arzt
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