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# taz.de -- die wahrheit: Ein Kumpel als Diktator
> Nordkoreas Neuer: Überraschende Nachfolgelösung in Pjöngjang.
Nordkoreas Führung hat den Nachfolger für Kim Jong Il bestimmt: Hermann
Buschinski aus Castrop-Rauxel, ehemaliger Bergmann aus dem Ruhrgebiet und
guter Freund der Herrscher-Familie rund um den sympathischen "Ghandi vom
Gelben Meer", wie Kim Jong Il von Buschinski genannt wird.
Eigentlich sollte auf dem diese Woche in Pjöngjang beginnenden Parteitag
der Kommunistischen Partei Nordkoreas der Sohn von Kim Jong Il, Kim Jong
Un, in die Fußstapfen des Vaters treten. Aber dann hatte der Junior
schlicht keine Lust - er lehnte das Angebot per SMS ab, wie der
südkoreanische Geheimdienst meldete. Die offizielle Begründung der
Parteiführung lautete allerdings: "Kim Jong Un ist mit dem Beruf ,Sohn'
schon voll ausgelastet. Schnelle Sportwagen zu fahren und seine Sammlung an
Mätressen beisammen zu halten, ist ein 24-Stunden-Job", zitiert die
nordkoreanische Agentur KCNA führende Parteivertreter.
Da musste also der alte Familienfreund Buschinski herhalten. Er lernte die
Kims während einer Lesereise seiner Frau Helga ("Frau zu sein heißt Frau zu
leben") kennen. Kim Jong Il war schnell von der praktischen Art des
Bergmanns begeistert: "Wer jahrelang seinen Hintern unter Tage schmutzig
macht, bringt optimale Voraussetzungen für unseren Dreckstall mit. Uns
scheint schließlich auch nicht die Sonne aus dem Arsch!", begründete Kim
Jong Il, dem die Folgen des erlittenen Schlaganfalls geistig kaum
anzumerken sind, seine Entscheidung. Außerdem sei Buschinski ein
"revolutionärer Geist", er habe als erster unter Tage statt einer Kopflampe
zwei Bierdosen an seinem Helm befestigt.
Ganz Nordkorea scheint von dem Original aus dem Ruhrgebiet begeistert zu
sein, was eventuell auch an Kim Jong Ils Ankündigung liegen könnte, jedem,
der sich nicht über Buschinski freue, "die Eier abzuschneiden und an die
Ohren zu binden". Buschinski jedenfalls ist überhaupt nicht erstaunt über
die Entscheidung der Parteiführung. "Das mit dem Sohnemann wäre keine
Lösung. Der verjuxt und verkokst ja in drei Tagen die ganze Staatskasse.
Bei mir muss man da keine Angst haben - ich habe auf dem Pütt genug mit
Koks zu tun gehabt!"
Hermann Buschinski ist ein Mann, der für jeden Spaß zu haben ist. So war es
seine Idee, die nordkoreanische Fußballmannschaft, nach dem eher mäßigen
Abschneiden bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, auspeitschen und
nackt an der Grenze zu Südkorea Limbo tanzen zu lassen. "Die Profis sind
heutzutage so lasch geworden, die können ein bisschen Ansporn vertragen!"
Allerdings war es nicht einfach, diesen brillanten Einfall seinem Freund
Kim Jong Il mitzuteilen. "Die hatten mal wieder das Internet im ganzen Land
abgeschaltet." Der "Liebe Führer" hatte unglücklicherweise den einzigen
zuständigen Techniker köpfen lassen, weil der ihn irgendwie an seine Mutter
erinnerte. "Dann wusste natürlich keiner mehr, wie sie den Laden wieder ans
Netz bekommen", so Buschinski.
Der Mann des Ruhrgebiets versuchte es mit einer seiner Brieftauben, doch
die wurde kurz vor Landeanflug abgeschossen - das Militär der
Demokratischen Volksrepublik hatte sie für einen südkoreanischen
Spionagesatelliten gehalten. Noch heute wird sie im Nationalen
Spionagemuseum in Pjöngjang ausgestellt. Schließlich konnte Buschinski
einen Agenten der Nordkoreaner überreden, der eigentlich seit den sechziger
Jahren in Westdeutschland für die DDR spitzeln sollte, sich aber wegen
mangelnder geografischer Kenntnisse über Jahrzehnte im Ruhrgebiet als
Kapellmeister verdingt und den Mauerfall komplett verschlafen hatte, den
Brief persönlich zu überbringen. Dieses Engagement für die kommunistische
Führung brachte Kim Jong Il dazu, Hermann Buschinski als Nachfolger zu
wählen: "Buschi, mack du et!", waren seine Worte.
Die Welt schaut nun gespannt auf den Nachwuchs-Diktator aus Castrop-Rauxel.
Wird er sich um diplomatische Beziehungen zum Nachbarn im Süden bemühen?
Wie hält er es mit der Atomfrage? Buschinski lacht, wenn er diese Fragen
hört. "Atombombe, Atomkraftwerk, Atomenergie - ich höre immer nur Atom! In
der Kohle liegt die Zukunft und für Nordkoreas Zukunft sehe ich schwarz!"
Nach seiner politischen Eignung befragt, muss Buschinski nicht lange
nachdenken: "Als Bergmann ist man immer politisch in der SPD organisiert
gewesen, und so ein SPD-Ortsverein, das ist ja streng gesehen auch ein
totalitäres Regime."
27 Sep 2010
## AUTOREN
Nico Rau
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